Neue Vorhersagen des Weltklimarats „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen/IPCC) zeichnen ein düsteres Bild für die Zukunft Brasiliens. Im größten Land Lateinamerikas klopft der Klimawandel an die Tür und die Prognosen sind zutiefst beunruhigend. In ihrem aktuellen Bericht geht der IPCC davon aus, dass sich die Temperaturen im Land bis zum Jahr 2100 um bis zu maximal 7 Grad Celsius erhöhen. Ein solches Szenario wäre eine Katastrophe und würde mit einer einhergehenden Reduktion von bis zu 30% der Niederschläge für das Verschwinden von 50% der Arten des Cerrado verantwortlich sein.
Als Cerrado, Cerrados oder Campos cerrados bezeichnet man die Savannen Zentral-Brasiliens. Mit einer Fläche von zwei Millionen Quadratkilometern umfassen sie ein Gebiet von der Größe Alaskas. Die Bundesstaaten Goiás, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul und Minas Gerais sind von Cerrados bedeckt, ebenso wie Teile von Maranhão, Paraná, Piauí und São Paulo. Die Cerrados haben ein halbtrockenes Klima mit zwei deutlich getrennten Jahreszeiten. Während der Regenperiode im Oktober bis April (Sommer) fällt ein Großteil der jährlichen Niederschlagsmenge von 1.100 bis 2.000 mm. In den restlichen fünf Monaten des Jahres (Winter) herrscht Dürre. Die mittlere Jahrestemperatur liegt zwischen 20° und 26 °Celsius.
Der IPCC erstellt seit dem Jahr 1990 Prognosen über die globale Erwärmung und dokumentiert ihre Folgen und Auswirkungen mit weitreichenden Zahlen/Daten wie die Erhöhung der Durchschnittstemperatur und des Meeresspiegels. Obwohl diese Studien über die planetarischen Auswirkungen die Aufmerksamkeit auf das menschliche Handeln lenken und den Durchschnittsbürger sensibilisieren sollten, blieb der erhoffte Erfolg bisher aus. Vor diesem Hintergrund versammelten sich 809 Experten in Stockholm, um den ersten Teil eines neuen Berichts über ihre regionalen Prognosen vorzustellen.
Für Brasilien erwarten die Wissenschaftler einen starken Anstieg der regionalen Trockenheit im Norden-Nordosten und Zyklen von Dürre und extremen Stürmen im Süden des Landes. Immer mehr Hitzewellen haben starke Auswirkungen auf wichtige Biome wie dem Amazonas und dem Cerrado. Dies wird zu Schäden in der Landwirtschaft und auch zu Problemen bei der Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke führen. In den Wasserkraftanlagen werden aktuell über 80% des landesweiten Strombedarfs erzeugt.
Die Experten warnen ebenfalls davor, dass sich vor allem die Städte und städtischen Gebiete im Südosten Brasiliens gewaltig aufheizen werden. Laut Suzana Kahn-Ribeiro, brasilianische Spezialistin und in der Arbeitsgruppe der IPCC integriert, spielen diese zentralen Orte eine wichtige Rolle beim Klimawandel. Demnach sind sie die größten Verursacher von Treibhausgasen und verändern das Mikroklima nachhaltig.
Bereits der Kolumbianer Walter Vergar, Leiter für Klimawandel und Nachhaltigkeitsstudien bei der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB), sieht Lateinamerika als eine der am meisten gefährdeten Regionen bei den durch den Klimawandel verursachten Extremereignissen. Nach seinen Worten führt der Rückgang der Eisbedeckung in der Arktis und in den Anden zu einem Anstieg des Meeresspiegels, wodurch Brasilien eine schwere Wirtschaftskrise droht.
„Die reichsten und am dichtesten bevölkerten Städte befinden sich in der Küstenregion. Von einem Anstieg des Meeresspiegels wird die gesamte Küsten-Infrastruktur, einschließlich der Häfen, betroffen sein. Die Zunahme der Niederschläge – eine weitere Folge des Klimawandels – wird die Landwirtschaft gewaltig schädigen und dadurch zu einer Erhöhung der Lebensmittelpreise führen. Die Soja-Industrie wird dabei besonders erschüttert werden.
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