Heute ist Sonntag, aber das Schulhaus ist zum Bersten voll. Schon Stunden vorher begehren die ersten Besucher Einlass – und auch ich bin ein ungewohntes Weilchen zu früh da. Gegenseitig stets ein freundliches „Bon Soir!“ ist selbstverständlich, sonst verläuft alles still und diskret. Die Garderobe ist festlich, man versteckt offensichtlich die grenzenlose Armut und trägt nur das Beste zur Schau, vielleicht sogar Entliehenes.
Ich suche den fast einzigen Stuhl und beäuge mir gespannt, was da passiert. Einmal mehr zeigt sich, dass man nie Vorurteile haben soll, es wird ohnehin anders, ganz anders.
In der ersten Stunde sind ein Dutzend bestandene Männer da, zum Teil furchteinflössende „Hünen“ und eine einzige Frau, sie sprechen kaum miteinander. Alle mit ihrem „Sicherheitsabstand“, aber scheinbar scheu wie ich auch. Mit der Zeit taut das Eis auf und es wird lauter, und mehr Männer tröpfeln ein. Frauen erst in den letzten 10 Minuten. Aber dann geht es los, fast schlagartig.
Der Saal füllt sich und um 17 Uhr, der offiziellen Öffnungszeit, ist er voll. Zum Bersten voll, die Dörfler drängen sich in den Gängen, in den Nebenräumen, selbst in der Rumpelkammer. Sie quetschen sich auf den Bänken und Stühlchen, sitzen auf Tischen und Kisten oder harren stehend aus.
Die Lehrerinnen stehen in einer Reihe den Eltern gegenüber und stellen sich alle in einem kurzen Auftritt vor, beschreiben ihre Klasse und ihre Aufgabe und warten dann geduldig im unteren Stockwerk, bis sie abgerufen werden. Zuerst stellen sich natürlich die Rektorin Melissa und Laika vor, dann folgen eine Lehrerin nach der anderen.
Sympathisch der Auftakt, aber mir ist nicht entgangen, wie sehr der Anlass, wie Schöpfung und Werk den jungen Protagonistinnen „ans Lebende gehen“, wie gestern bei der Vorbereitung Melissa minutenlang mit einem Blatt Papier am Fenster stand und zitterte, wie sich Laika in Schweissausbrüchen ereiferte und wie Erröten selbst bei schwarzer Hautfarbe aussieht.
Zur Eröffnung der Tagung wird gesungen und gebetet, für unsere Freunde und Spender, es ist rührend. Dem Dank schließe ich mich innig an. Freundlicherweise werde auch ich ins Gebet eingeschlossen. Ich kann ja immer noch, auch ohne Hilfe, die steile Wand zur Schule hinunterklettern und tue dies fast täglich.
Auch das Vaterland ist im Gebet, dass es bald wieder ein Land werde, denn NOCH ist es keines mehr. Das erreicht man nicht mit Milliarden, wie sie zuhauf gestohlen wurden, sondern mit gutem Willen, und Werken und Herzen, genau wie sie sich heute wieder offenbaren. Im Geiste der ESMONO.
Dann wird über Bucheinbände und Schulkleidung, Sauber- und Pünktlichkeit gesprochen und was zu einer rechten Schule noch gehört. Und bereits sind aus der vorgesehenen Stunde zweieinhalb geworden. Und die Menschen drängen sich WIEDER, diesmal vor dem Ausgang. Auch ich beeile mich, bevor es eindunkelt will ich noch nach oben klettern und diesen Artikel zu schreiben.
Nach dem „Bruch des ersten Eises“ waren die Eltern äußerst aktiv und haben sich durch Fragen und Beiträge sehr rege an der Gestaltung beteiligt. Ich gewann den Eindruck, dass der Anlass auch für die Bildung neuer Bekanntschaften sehr förderlich war. Die Anwesenden bedankten sich mehrmals ausdrücklich für das, was wir für sie getan haben und noch tun werden und baten darum, diesen Dank auch an die Spender in der Schweiz weiterzuleiten. Was hiemit geschehen sei!
Ich aber habe heute Sonntag einmal mehr die Bürde des Mediengemachten Vorurteils und der Verallgemeinerung erfahren, aber auch den Unterschied zwischen „Arbeit“ und „Werk“ oder „Schöpfung“ erlebt. Er klafft weltweit!
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