In einer am Freitag (15.) veröffentlichten Studie macht das Bischöfliche Hilfswerk MISEREOR auf systematische und gravierende Umweltzerstörungen und Menschenrechtverletzungen im Bergbau in Peru aufmerksam. MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel fordert die künftige Bundesregierung vor diesem Hintergrund auf, die aktuell anstehende Unterzeichnung einer Rohstoffpartnerschaft mit Peru nochmals zu überdenken.
„Bevor die neue Bundesregierung die Partnerschaft unterzeichnet, sollte sie um der Betroffenen Willen die menschenrechtlichen Folgen überdenken und sorgsam untersuchen. Eine parlamentarische und öffentliche Debatte in Deutschland und Peru muss zugelassen werden“, so Spiegel. Nach Informationen aus dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWI) wurde der Text der Rohstoffpartnerschaft bereits ausgehandelt und steht kurz vor der Unterzeichnung. Der Inhalt wird jedoch von der peruanischen und deutschen Regierung bislang geheim gehalten. Mit der Rohstoffpartnerschaft beabsichtigt die Bundesregierung, deutschen Unternehmen den Zugang zu peruanischen Rohstoffen zu erleichtern.
Wie die neue Studie zeigt, ist der Nutzen des Bergbaus für breite Teile der peruanischen Bevölkerung begrenzt. Obwohl mehr als die Hälfte der peruanischen Exporterlöse auf den Bergbau zurückgeht, findet weniger als ein Prozent der wirtschaftlich aktiven Bevölkerung in diesem Sektor Beschäftigung. Im Umfeld großer Bergbauprojekte kommt es überdies immer wieder zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen. „Bauern und Dorfgemeinschaften werden ohne angemessene Konsultation und Entschädigung von ihrem Land verdrängt. Wasser, Böden und Luft werden mit Schwermetallen verseucht und die Rechte auf Wasser, Nahrung und Gesundheit verletzt“, erklärt Pirmin Spiegel. „Immer wieder werden unsere Partner, die sich gegen solches Unrecht wehren, diffamiert, kriminalisiert und gewalttätig angegriffen.“
Die deutschen Rohstoffimporte aus Peru haben laut Studie im vergangenen Jahrzehnt um das 25-zigfache zugenommen. Ein Viertel der deutschen Kupferimporte kommen inzwischen aus Peru, deutlich mehr als aus jedem anderen Land der Welt. Der deutsche Automobilzulieferer Aurubis AG bezieht erwiesenermaßen Kupfer aus dem Antamina-Bergwerk, wo es wiederholt zu Konflikten und Gesundheitsschädigungen in der lokalen Bevölkerung gekommen ist. Aurubis ist jedoch kein Einzelfall.
Auch Gold, Zink und Molybdän aus Peru kommen in Deutschland in zahlreichen Branchen zum Einsatz. „Solange Unternehmen über die Herkunft ihrer Rohstoffe keine Auskunft erteilen müssen, können wir nicht ausschließen, dass sich in unserem Goldschmuck, Auto oder Fernseher peruanische Rohstoffe befinden, bei deren Abbau es zu Menschenrechtsverletzungen gekommen ist“, so Spiegel. „Die Menschenrechtsprobleme im peruanischen Bergbau gehen uns alle an.“
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