Im südamerikanischen Land Brasilien treffen sich immer mehr Jugendliche in den Konsumtempeln der großen Städte und hängen mit Gleichgesinnten ab. Meist über „Facebook“ werden die “Rolezinhos” (Hineinrollen) organisiert, die Teilnehmer sind jung, schwarz und aus ärmeren Stadtteilen. Sie stehlen nichts, sie verprügeln Niemanden, sie ziehen nur lärmend durch das Shopping-Center und führen der Politik das Vorhandensein einer zweigeteilten Gesellschaft vor Augen.
Der Begriff Flashmob bezeichnet einen kurzen, scheinbar spontanen Menschenauflauf auf öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen, bei denen sich die Teilnehmer persönlich nicht kennen und ungewöhnliche Dinge tun. Flashmobs gelten als spezielle Ausprägungsformen der virtuellen Gesellschaft, die neue Medien wie Mobiltelefone und Internet benutzt, um kollektive direkte Aktionen zu organisieren. Obwohl die Ursprungsidee unpolitisch war, gibt es mittlerweile auch als Flashmob bezeichnete Aktionen mit politischem oder wirtschaftlichem Hintergrund. Für solche zielgerichtete Aktionen wird oft die Bezeichnung „Smart Mob“ verwendet.
Junge Menschen auf der ganzen Welt hängen oft in Einkaufszentren ab – so weit, so gewöhnlich. In den letzten 5 Wochen gab es in São Paulo – Brasiliens größter Stadt – allerdings eine Reihe von großen Versammlungen. Die “Rolezinhos” wurden über soziale Netzwerke organisiert. Die erste – und bisher größte – war am 7. Dezember vergangenen Jahres in einem Einkaufszentrum in der Nähe des WM-Stadions. Die Organisatoren behaupten, dass rund 6.000 Menschen daran teilnahmen. Die Aktion sprach sich herum, #rolezinho ist ein Trending Topic auf „Twitter“. Mittlerweile fanden fünf weitere Aufrufe und via Online-Communitys, Weblogs, Newsgroups, E-Mail-Kettenbriefe oder per Mobiltelefon verbreitete Aktionen statt, weitere Treffs sind für die kommenden Wochen geplant.
Am Montag (13.) hatte eine teure und exklusive Shoppingmall in Rio de Janeiro eine einstweilige Verfügung erwirkt. Über Facebook hatten sich rund 9.000 Teilnehmer zu einem Treffen für das Wochenende verabredet. Die Verantwortlichen befürchteten eine abschreckende Wirkung für ihre zahlungskräftige Klientel, ein Gericht teilte diese Ansicht und drohte den potenziellen Teilnehmern mit einer Geldstrafe in Höhe von rund 10.000 US-Dollar pro Person. Die Entscheidung wurde jedoch am Abend des Samstag (18) revidiert. Bundesrichterin Regina Lucia Passos wies auf das Demonstrationsrecht hin und kippte den Entscheid.
Am Sonntag (19.) hatte das Einkaufszentrum seine Pforten geschlossen. „Wir schützen die Integrität unserer Kunden, Mieter und Mitarbeiter“, lautete der Entscheid der Verwaltung. Ob die spontanen Treffen im Vorfeld zur Fußball-WM weiterhin friedlich bleiben, scheint nicht sicher. Immer öfter reagieren Polizei und Sicherheitspersonal nervös und setzen Tränengas und Gummiknüppel gegen die vermeintlichen Störenfriede ein.
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