Chile: Erste Wetterkarte eines „Braunen Zwergs“ erstellt

Surface map of Luhman 16B recreated from VLT observations

Aus Beobachtungen mit dem VLT rekonstruierte Oberflächenkarte von Luhman 16B (Foto: ESO)
Datum: 31. Januar 2014
Uhrzeit: 16:10 Uhr
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Autor: Redaktion
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Mit dem Very Large Telescope der ESO in Chile hat man die erste Wetterkarte der Oberfläche des erdnächsten Braunen Zwergs erstellt. Ein internationales Astronomenteam angeführt von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Astronomie in Heidelberg hat eine Karte der dunklen und hellen Strukturen auf WISE J104915.57-531906.1B angefertigt, der inoffiziell auch als Luhman 16B bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um einen von zwei kürzlich entdeckten Braunen Zwergen, die einander in nur sechs Lichtjahren Entfernung zur Sonne umkreisen. Die neuen Ergebnisse werden in der Ausgabe der Fachzeitschrift Nature vom 30. Januar 2014 veröffentlicht.

Braune Zwerge füllen die Lücke zwischen großen Gasplaneten wie Jupiter und Saturn und lichtschwachen, kühlen Sternen. Sie besitzen nicht genug Masse, um in ihrem Zentralbereich die Kernfusion zu zünden und glühen nur schwach im Infrarotbereich des elektromagnetischen Spektrums. Der erste Braune Zwerg, dessen Fund bestätigt werden konnte, wurde erst vor zwanzig Jahren entdeckt. Bislang sind nur einige Hundert dieser schwer fassbaren Objekte bekannt.

Die beiden Braunen Zwerge, die unserem Sonnensystem am nächsten liegen, bilden ein Paar namens Luhman 16AB, das nur sechs Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Vela (das Segel) zu finden ist. Dieses Paar ist nach Alpha Centauri und Bernards Pfeilstern das drittnächste Himmelsobjekt zur Erde, wurde aber erst Anfang 2013 entdeckt. Es war schon vorher bekannt, dass der lichtschwächere Partner, Luhman 16B, während seiner Rotation alle paar Stunden seine Helligkeit ändert – ein Hinweis darauf, dass er eventuell deutliche Oberflächenstrukturen aufweist.

Nun haben Astronomen mit dem Very Large Telescope (VLT) der ESO mit Luhman 16B nicht nur einen dieser Braunen Zwerge fotografiert, sondern gleich die dunklen und hellen Teile seiner Atmosphäre kartiert.

Ian Crossfield vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, Hauptautor des neuen Fachartikels, fasst die Ergebnisse zusammen: „Frühere Beobachtungen haben bereits Hinweise darauf ergeben, dass Braune Zwerge eine gefleckte Oberfläche besitzen sollten. Jetzt können wir solch eine Oberfläche direkt kartieren. In Zukunft sollten wir dabei zusehen können, wie auf Luhman 16B Wolken neu entstehen, wie sie sich entwickeln und wieder verschwinden – vielleicht sind wir dann irgendwann an dem Punkt, wo Exo-Meteorologen vorhersagen können, wann ein Besucher auf Luhman 16B klaren oder bewölkten Himmel erwarten könnte.“

Um die Oberfläche zu kartieren, haben die Astronomen eine clevere Technik eingesetzt. Sie haben die Braunen Zwerge mit Hilfe des CRIRES-Instruments am VLT beobachtet. Dies ermöglichte es ihnen nicht nur die Helligkeitsänderungen während der Rotation von Luhman 16B zu sehen, sondern auch ob die dunklen und hellen Strukturen sich vom Beobachter weg oder zum Beobachter hin bewegen. Indem sie all diese Informationen kombiniert haben, konnten sie eine Karte der dunklen und hellen Flecken auf der Oberfläche erstellen.

Die Atmosphäre von Braunen Zwergen ähnelt sehr denen heißer Gasriesen. Durch Untersuchungen von einfach zu beobachtenden Braunen Zwergen können Astronomen also mehr über die Atmosphären von jungen Gasriesen lernen – von denen viele in naher Zukunft mit dem SPHERE-Instrument gefunden werden sollen, das 2014 am VLT angebracht werden wird.

Crossfield schließt mit einer persönlichen Bemerkung ab: „Unsere Karte des Braunen Zwergs hilft dabei uns einen Schritt näher zum Verständnis von Wettermustern in unserem Sonnensystem zu bringen. Von klein auf wurde mir beigebracht die Schönheit und den Nutzen von Karten wertzuschätzen. Da ist es wirklich aufregend zu sehen, dass wir nun angefangen haben sogar Objekte außerhalb unseres Sonnensystems zu kartieren!“

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