Am 8. Februar 2014 starten die XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi. Die letzten Medaillen am beliebten Bade- und Kurort Russlands werden am 23. Februar übergeben. Sieben Nationale Olympische Komitees (NOKs) werden ihr Debüt bei den Milliarden-Spielen geben: Britische Jungferninseln, Dominica, Malta, Osttimor, Paraguay, Simbabwe, Togo und Tonga.
Paraguay gilt als Land mit einem subtropischen Klima, Wintertemperaturen von warmen 20 Grad Celsius und keinem Schnee. Deshalb ist es eine Überraschung, dass sich das südamerikanische Land in diesem Jahr zum ersten Mal an olympischen Winterspielen beteiligt. Das historische „Ein-Frau-Team“ hat einen Namen: Julia Marino. Die 21-jährige Psychologie-Studentin an der Universität von Colorado (USA) nimmt an der neuen Wettkampfform „Slopestyle“ teil, die in Sotschi Premiere feiert.
„Slopestyle“ kommt aus dem Snowboarden und Freeskiing. Die Athleten befahren dabei einen Parcours mit Sprüngen und anderen Hindernissen. Eine Jury bewertet die gezeigten Tricks nach Schwierigkeit und Style. Um die schwierigen Drehungen und Salti auf Ski stehen zu können, muss der Athlet vor allem Elemente aus dem Kunstturnen und Trampolinspringen beherrschen. Deshalb gilt „Slopestyle“ als eine der gefährlichsten Disziplinen des Skisports. Marino selbst hatte auf nationalen Tournieren bereits schwere Verletzungen erlitten und brach sich erst Ende 2013 das Schlüsselbein.
Julia wurde in Bahía Negra (Departamento de Alto Paraguay) geboren. Die nordöstliche Region des paraguayischen Chaco gilt als eine der heißesten Regionen der Erde.
„Im Alter von acht Monaten wurde ich adoptiert. Meine Eltern sind US-Amerikaner und nahmen mich mit in die Stadt Winchester. Im Bundesstaat Massachusetts lernte ich das Ski-Fahren“, so die Olympia-Teilnehmerin.
Sie behielt immer die doppelte Staatsbürgerschaft, obwohl sie nur wenige Verbindungen zu ihrem Herkunftsland hatte und während ihrer Kinder- und Jugendzeit nie nach Paraguay zurückkehrte. Ebenfalls sprach sie kein spanisch. Im März 2013 belegte sie bei den Weltmeisterschaften in der Sierra Nevada (Spanien) den zweiten Platz, der sie zur Teilnahme an den Olympischen Spielen in Sotschi berechtigte.
Kurz darauf traf sie ihre folgenschwere Entscheidung. „Durch meine Platzierung hatte ich sehr gute Chancen, mich für das US-Olympia-Team zu qualifizieren. Ich wusste, dass dies meine Chance für die Weltbühne ist. Wenn ich aber für Paraguay starten könnte, wäre dies ein guter Weg, um in das Land zurückzukehren, in dem ich geboren wurde“.
Sie nahm Kontakt zu den paraguayischen Behörden auf und die Idee wurde geboren, die das Land zum ersten Mal an eine Winterolympiade bringen wird. „Es waren Monate der unzähligen E-Mails. Als ich alle notwendigen Unterlagen zusammen hatte, erhielt ich die Zustimmung des US-Olympia-Teams, meine Staatsangehörigkeit zu wechseln. Die Behörden hatte meine Vorschläge stets ernst genommen und das paraguayische Olympische Komitee (COP) gab mir volle Unterstützung. Ich bin so stolz, mein Land zu vertreten und es ist eine große Ehre, die erste Sportlerin aus Paraguay bei Olympischen Winterspielen zu sein“, freut sich die Athletin.
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