66 Millionen Menschen oder 12 % der Bevölkerung in Lateinamerika und der Karibik leben mit mindestens einer Behinderung. Bei Kindern bis zu 14 Jahren sind es bis zu 10 %. Der Großteil der Menschen mit Behinderung kann sich weder eine medizinische noch eine therapeutische Versorgung (Physio- oder Ergotherapie) leisten, weil sie arbeitslos sind und kaum Aussichten auf eine Arbeitsstelle haben.
Armut ist der größte Treiber für Behinderungen: Laut Schätzungen der Weltbank sind 80 bis 90 % der Menschen mit Behinderung in Lateinamerika und der Karibik arbeitslos; rund 82 % leben unter der Armutsgrenze von $ 2 pro Tag. Damit verbunden kann sich die Mehrheit weder eine ausgewogene Ernährung, noch eine medizinische bzw. therapeutische Versorgung leisten. Vor allem bei werdenden Müttern führt die weit verbreitete Unterversorgung mit Mikronährstoffen wie beispielsweise Jod oder Folsäure oft zu Entwicklungsstörungen bzw. Schädigungen des zentralen Nervensystems des ungeborenen Kindes. So haben vor allem Kinder aus einkommensschwachen Familien eine erhöhte Chance, bereits mit einer Behinderung geboren zu werden oder an signifikanten Wachstums- bzw. Entwicklungsstörungen (kognitiv, sensorisch, sozial) zu leiden.
Ein Gesundheitssystem, aber nicht für alle: Die Staaten Lateinamerikas und der Karibik haben in den letzten zwei Jahrzehnten die öffentlichen Sozialausgaben (in % des BIP) von insgesamt 12,3 % (1990) auf 18,4 % (2008) erhöht. Kinder und Erwachsene mit Behinderung profitieren von diesen Erhöhungen aber kaum: Sie sind staatlich schlecht bis gar nicht abgesichert und können sich armutsbedingt nicht privat versichern.
Diesen Versorgungsmissstand versucht das internationale Kinderhilfswerk NPH (Nuestros Pequeños Hermanos = Unsere kleinen Brüder und Schwestern) mit medizinischen Einrichtungen zu verringern. Gut ausgebildete TherapeutInnen (Physio-, Ergo-, Kunst-, Hippo-Therapie) helfen einerseits den Kindern mit Behinderung in elf Kinderdörfern in neun Ländern Lateinamerikas und der Karibik. Aber auch Menschen rund um die Kinderdörfer werden mit kostenloser Therapie versorgt. Insgesamt wurden 2013 über 5.000 therapeutische Behandlungen durchgeführt.
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