Karneval in Haïti ist ein Riesenfest für Jung und Alt. Das schwer geprüfte, auf die heute mehr denn je ausgebeutete Insel verschleppte Volk, verkraftet all die Schicksalsschläge und Katastrophen einigermaßen besser mit Feiern und Festen, allen voran die Karnevals, die weit berühmt und so temperamentvoll sind, dass immer wieder Tote und Verletzte zu beklagen sind. Neben umherfliegenden Flaschen und Steinen werden Menschen auch immer wieder zertrampelt, das Gedränge ist unvorstellbar. Ich ziehe es deshalb vor, diese rauschenden Feste zu Hause in den Medien zu verfolgen.
Gigantische, oft mehrstöckige Bühnen werden auf riesigen Metallkonstruktionen durch die Strassen geschleppt, und verursachen vor allem in der Hauptstadt ein Verkehrschaos von unvorstellbarem Ausmass. Während Stunden gibt es kein Durchkommen mehr. Der musikalische Radau und die Tonstärke der Lautsprecher ist entsprechend, und alle Sinnesorgane werden zum Zerreißen strapaziert. Das dauert offiziell drei Tage und drei Nächte, in Wirklichkeit muss man mit Behinderungen während einer Woche rechnen. Es folgt die große Abfallputzete; wir werden noch darauf zu sprechen kommen.
Im Juli folgt dann gerade nochmals ein Karneval, der etwas zahmer und ebenso prächtiger ist. Es handelt sich um den bei Touristen besonders beliebten Blumenkarneval, an dem sich Kinder und attraktive Jungfrauen als tropische Wunderblumen präsentieren. Am 30. Juli regieren die Blumenköniginnen mit botanischen und tierischen Kostümen. Dann ist das Volk direkt wieder bereit zum verkraften neuer, unbekannter Katastrophen.
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