Brasiliens dunkle Seite: Kongressmitglied erhält “Rassist des Jahres”-Preis

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“Rassist des Jahres”: Luis Carlos Heinze (Foto:© Survival)
Datum: 20. März 2014
Uhrzeit: 07:49 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Redaktion
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Die Umweltorganisation „Survival International“ verleiht zum Welttag gegen Rassismus (21. März) seine “Rassist des Jahres”-Auszeichnung an den bekannten brasilianischen Kongressabgeordneten Luis Carlos Heinze. Während einer öffentlichen Sitzung im November 2013 machte Heinze aggressive und rassistische Kommentare über brasilianische Indigene, Homosexuelle und Schwarze. Ein weiterer Abgeordneter, Alceu Moreira, rief bei dem Treffen zur Vertreibung indigener Völker auf, die versuchen ihr angestammtes Land wieder zu besetzen.

Heinze, Vorsitzender des Landwirtschafts-Ausschusses im Kongress, sagte: “Die Regierung (…) liegt im Bett mit den Schwarzen, Indianern, Schwulen, Lesben, all den Verlierern. Dort werden sie geschützt und kontrollieren die Regierung.”

Der Abgeordnete Alceu Moreira rief bei dem gleichen Treffen die Landwirte auf: “Kleidet euch als Krieger und lasst Schwindler wie diese [mit Bezug auf Unterstützer von indigenen Völkern] keinen Schritt auf euren Besitz tun. (…) Versammelt euch und bildet Menschenmengen und vertreibt [die Indianer
und Schwarzen] wie immer es nötig ist!”

Die beiden Abgeordneten gehören der mächtigen anti-indigenen Agrarlobby an, die die Regierung dazu drängt mehrere kontroverse Gesetze zu verabschieden, die die Kontrolle indigener Völker über ihr Land drastisch einschränken würden.

APIB, ein Netzwerk indigener Organisationen in Brasilien, beschrieb die Beschimpfung in einem Brief an den Justizminister als eine “gefährliche Diskriminierungs- und Rassismus-Kampagne gegen indigene Völker”.

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Die Gesetzesänderungen wären für die indigenen Völker Brasiliens verheerend, darunter auch die Guarani, deren Land bereits heute großflächig von Rinderfarmen und Zuckerrohr-Plantagen überzogen ist. Die Guarani sind häufig Gewalt durch einflussreiche Landbesitzer ausgesetzt, die auch Söldner auf die Guarani ansetzen, um sie von ihrem Land zu vertreiben und Guarani-Anführer zu ermorden.

Ein Guarani erklärte gegenüber Survival International: “Die Söldner bedrohen uns und wollen uns töten. Sie wollen uns alle auslöschen.” Der US-Lebensmittelkonzern Bunge, der Zuckerrohr von geraubtem Guarani-Land bezieht, hat Berichten zufolge auch den Wahlkampf von Luis Carlos Heinze finanziert. Survivals Schmähpreis wurde in den letzten Jahren bereits an die peruanische Zeitung Correo verliehen, die peruanische Indigene als ‘Wilde’ und ‘primtiv’ beschrieb, und an die paraguayische Zeitung La Nacíon, die Indigene in Paraguay mit Krebs verglich und sie ‘dreckig’ nannte.

Nixiwaka Yawanawá, ein Amazonas-Indianer der Survival seit 2013 im Kampf für die Rechte indigener Völker unterstützt, erklärte: “Seit über 500 Jahren leiden Brasiliens Indigene unter Rassismus, Vorurteilen und Gewalt, ausgelöst durch Menschen, die unsere Ausrottung bewirken wollen. Doch wir sind noch da. Wir sind die Hüter der Wälder und wir verlangen Respekt. Es macht mich traurig und wütend, die hasserfüllten und rassistischen Beleidigungen dieser Politiker zu hören. Die Welt muss, nur wenige Monate vor der Fußball-WM, auch diese Seite Brasiliens zu sehen bekommen.”

Pressemitteilung „Survival International“

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  1. 1
    Fideldödeldumm

    Herr Heinze scheint da ja im Gedenken an seine Vorfahren aus dem 1000-jährigen Reich unterwegs zu sein. Da gewinnt man den Eindruck, dass der Rassismus in Brasilien größer als in Deutschland ist. In Deutschland hätte sich das kein Politiker erlauben dürfen.

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