Brasiliens Ausnahme-Gymnastin Angélica Kvieczynski hat gut zweieinhalb Jahre vor den Olympischen Spielen 2016 ihren Anspruch auf einen dortigen Startplatz angemeldet. In einem Exklusiv-Interview mit dem BrasilienPortal zeigte sie sich zuversichtlich, sich über internationale Wettkämpfe für die Weltspiele unter dem Zuckerhut qualifizieren zu können und nicht den freien Startplatz der Gastgebernation in der Rhythmischen Sportgymnastik nutzen zu müssen.
“Ich glaube, ich werde dann an meinem Höhepunkt angelangt sein. Je älter eine Gymnastin ist, desto erfahrener ist sie” so die Athletin, die nur kurz nach der Olympiade ihren 25. Geburtstag feiert. “Bis dahin werde ich in einer sehr guten Phase sein. Mit Gottes Hilfe schaffe ich es dorthin und werde einen guten Wettkampf abliefern” ergänzte sie optimistisch über ihre erhoffte erstmalige Teilnahme im Kampf um olympisches Edelmetall.
Gold-, Silber-, und Bronzemedaillen sind der Sportlerin aus dem Südwesten Brasiliens nicht fremd. Erst vor wenigen Tagen war sie mit dreimal Gold und einmal Silber von den Südamerikaspielen 2014 aus Santiago de Chile heimgekehrt. Vier Jahre zuvor im kolumbianischen Medellín hatte sie sogar sechsmal Gold geholt. Neben zahlreichen nationalen Titeln und Auszeichnungen konnte sie zudem bei den panamerikanischen Spielen 2011 in Guadelajara in Mexiko mit drei Bronzemedaillen gewinnen. Außerhalb des amerikanischen Kontinents blieben ihr die großen Erfolge aufgrund der Dominanz der osteuropäischen Gymnastinnen jedoch verwehrt. Für die Olympiade 2012 konnte sie sich erst gar nicht qualifizieren, bei den Weltspielen für Studenten (Universidade) 2013 im russischen Kazan lag sie lediglich im Mittelfeld.
Bei den großen Wettbewerben nur am Rande mitzuspielen, ist für Kvieczynski und ihre langjährige Trainerin Anita Klemann jedoch bereits ein riesiger Erfolg. Die Sportart stecke in Brasilien noch in den Kinderschuhen, man müsse noch viel von den großen Nationen wie Russland, Weißrussland, der Ukraine oder Bulgarien lernen. „Was wir in den vergangenen sieben, acht Jahren geschafft haben, ist schon beachtenswert. Wir sind vom 80. Platz inzwischen in die 20 oder 30 Besten der Welt gerutscht“ so die 22-jährige. Die Verbesserungen führt sie auf das kontinuierliche, ausdauernde und strenge Training sowie eiserne Disziplin zurück.
Kvieczynski, die erst mit 10 Jahren zur Rhythmischen Sportgymnastik kam, ist ohnehin eine Kämpfernatur. Zahlreiche Verletzungen hat sie in den vergangenen Jahren bereits überwunden, die letzte Operation ist erst wenige Monate her. Jedesmal kämpfte sie verbissen für ein schnelles Comeback. “2010 wurde ich am Knie operiert und hatte eine Thrombose. Kurze Zeit später kamen Komplikation dazu. Da mein Blut sehr dünn ist, hatte ich starke innere Blutungen. Das war eine sehr schwierige Zeit und ich wusste nicht, ob ich eine Rückkehr schaffen würde. Da habe ich gedacht, ich höre auf. 2012 hatte ich eine Operation an der Schulter. Die war fast noch schlimmer als die Thrombose. Die hat mich schwer mitgenommen. Ich habe zugenommen und sehr viel Kraft gebraucht um mich wieder aufzurappeln” gesteht die 22-jährige überraschend zumindest zeitweilige Rücktrittsgedanken ein.
Für dieses Jahr setzt die sympathische Sportlerin, in ihrem Heimatland längst Vorbild einer ganzen Generation von jungen Gymnastinnen, auf zahlreiche weitere Erfolge. Im April stehen Wettbewerbe in Portugal und Italien auf dem Programm, im September findet die Weltmeisterschaft in der Türkei statt. Da will sie unbedingt unter besten 50 der Welt kommen. Nur dann ist ihr die Teilnahme an den kommenden Wettkämpfen mit Chance auf eine Olympia-Qualifikation sicher.
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