Venezuelas gescheiterte “Sozialismus des 21. Jahrhunderts” wird geprägt von einer Planwirtschaft ohne Plan und einer Marktwirtschaft ohne Markt. Im erdölreichsten Land der Welt herrscht seit Monaten ein eklatanter Mangel an Gütern des täglichen Lebens. Druckpapier ist nur eines von vielen Produkten, die knapp geworden sind. Aus Solidarität mit ihren Kollegen in Venezuela hatte der kolumbianische Verband der Zeitungsverleger und Medien (ANDIARIOS) Hilfe versprochen und vor wenigen Tagen 52 Tonnen Zeitungspapier in das Nachbarland gebracht. Die „Inter American Press Association „(IAPA), eine Non-Profit-Organisation der über 1.300 Mitglieder von Zeitungen und Zeitschriften zwischen Patagonien und Alaska angehören, hat nun einen weiteren Solidaritätsaufruf gestartet.
Die Solidaritäts-Lieferung aus Kolumbien ist eine rein symbolische Geste , das Druckpapier reicht höchstens für zwei Wochen. „Ich rufe alle Zeitungen/Verlage auf der ganzen Hemisphäre – von Kanada bis Feuerland – dazu auf, dem Beispiel Kolumbiens zu folgen und dazu beizutragen, dass die venezolanischen Zeitungen weiter bestehen können“, forderte Claudio Paolillo, Präsident der Kommission Pressefreiheit bei der IAPA.
Der Druck und die Schikanen gegen die Medien und Journalisten ist ein altbewährtes Mittel diktatorischer Regierungen. Diese wollen der Welt ihre eigene Wahrheit verkünden – im Zeitalter des Internets jedoch ein hoffnungsloses Unterfangen. Viele Zeitungen in Venezuela erscheinen aufgrund der vom Regime gesteuerten Devisenknappheit seit Monaten nur noch in vermindertem Umfang. Mehrere Verleger sprechen von einer vorsätzlichen Politik, die das Erscheinen der in der Regel regierungskritischen Zeitungen verhindern will.
Was nutzt es, wenn die Zeitungen zwar Papier haben, aber praktisch keinerlei Informationen über die Demonstrationen und die mit perverser Brutalität ausgetragene Unterdrückung des Volkes drucken dürfen? Tatsächlich sind nur jene Venezolaner gut informiert, die regelmässig soziale Netzwerke nutzen. Aus den inländischen Medien ist nichts zu erfahren, ausser den peinlichen Ergüssen von Maduro und Kumpanen. Für die ausländischen hat Venezuela noch immer weniger Bedeutung als das Kochrezept des Tages. Ich habe tatsächlich z.T. hoch gebildete Leute gesprochen, die ahnungslos und völlig überrascht waren, als ich ihnen mitteilte, dass im selben Moment 3km weiter Strassenschlachten laufen und Menschen massakriert werden. Die dachten, das gäbe es nur in Syrien und in der Ukraine.
Martin, das liegt aber eher daran, das es den meisten Leuten völlig egal ist, was da läuft, nach dem Motto, lass das mal die anderen machen…. typische vivo Mentalität der Leute hier…, denen gehts immer noch zu gut, lass die erstmal Hunger bekommen…
Solche Leute gibt es sicherlich. Aber man muss sich schon darüber im Klaren sein, dass viele Leute niemals oder nur sporadisch das Internet benutzen. Meine Familie lebt damit so permanent, dass es mir manchmal gehörig auf den Keks geht. In der aktuellen Situation aber ist das sehr hilfreich. So weiss man in Minuten, was wo passiert. Und wenn die GNB oder die Colectivos durch die Strassen fahren, so eilt ihr Kommen ihnen im Web voraus. Ohne die sozialen Netzwerke und SMS wüssten wir auch nicht, was im nächsten Stadtteil passiert. Kaum ein Toter, kaum eine Gewalttat, würde publik. Nationale Medien können es nicht bringen,