Das Lippische Landesmuseum in Detmold ist das größte und älteste Museum in Ostwestfalen-Lippe. Das Museum wurde 1835 als Naturhistorisches Museum gemeinsam mit dem Naturwissenschaftlichen Verein für das Fürstentum Lippe gegründet und entwickelte sich zu einem klassischen Mehrspartenmuseum mit bedeutenden Sammlungen aus den Bereichen Naturkunde, Ur- und Frühgeschichte, Landesgeschichte des ehemaligen Landes Lippe, Volkskunde, Kunst, Möbel und Innenarchitektur sowie Völkerkunde. Zum Museumskomplex gehören fünf Gebäude: Der Museumsgraben, das Haus Ameide, die Zehntscheune, das Kornhaus und die Mittelmühle. Im Haus Ameide widmet sich das zweite Obergeschoss der Völkerkunde. Ein besonderes Highlight sind hier die fünf Mumien: eine ägyptische Mumie mit Sarkophag, sowie vier peruanische Mumien – darunter eine Kindermumie. Im Rahmen des „Deutschen Mumien-Projekts“ („German Mummy Project“) wurde das Alter der Detmolder Kindermumie bereits vor fünf Jahren auf die Zeit 4.504 bis 4.457 vor Christus datiert, sie ist damit älter als Ötzi. Die frühen Untersuchungen liessen die Todesursache des etwa acht bis zehn Monate alten Kindes, das aus Südamerika stammt, offen. Bad Oeynhausener Herzspezialisten haben nun die Spekulationen um die Todesursache beendet.
Wissenschaftler und Herzspezialisten des Herz- und Diabeteszentrums NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, lassen keinen Zweifel an ihrer Diagnose: Die berühmte Kindermumie ist vor 6.500 Jahren an einem sehr seltenen angeborenen Herzfehler gestorben, dem sogenannten Hypoplastischen Linksherzsyndrom (HLHS). Unter Experten weltweit sorgt diese Diagnose für eine kleine Sensation: Denn das HLHS ist ein sehr seltener, besonders schwerwiegender und komplexer Herzdefekt, der heute in nur wenigen Spezialzentren behandelt werden kann. Die Bad Oeynhausener Computertomographie-Aufnahmen weisen zudem erstmals überhaupt nach, dass diese Fehlbildung bereits vor Tausenden von Jahren vorgekommen ist.
In Zusammenarbeit mit dem Leiter des Lippischen Landesmuseums, Dr. Michael Zelle, wurden Untersuchungen mit einem hochauflösenden 128-Zeilen-Computertomographen organisiert, der sich im Institut für Radiologie, Nuklearmedizin und molekulare Bildgebung des HDZ NRW befindet. Institutsdirektor Prof. Dr. Wolfgang Burchert hat mit seinem Team die Computertomographie (Siemens mCT128) durchgeführt. Die volumetrischen Bilder in sehr hoher Auflösung wurden dann mit einem neuen Verfahren speziell nachverarbeitet. Dies erfolgte in einer Kooperation mit dem Institut für Informatik der Universität Paderborn . Weiterhin konnte in dieser Kooperation ein dreidimensionales Modell des Herzens realisiert werden.
„Unbehandelt führt das Hypoplastische Linksherz-Syndrom bereits im frühen Säuglingsalter zum Tod“, ergänzt Kinderkardiologe Haas. „Es gibt nur sehr wenige Einzelfallberichte, die belegen, dass Kinder mit diesem Herzfehler ohne Behandlung älter als ein Jahr geworden sind. Heute können bei frühzeitiger Diagnostik die meisten Patienten mit drei Operationen so behandelt werden, dass ein weitgehend normales Leben möglich ist. Die Überlebensrate für alle drei komplizierten Operationen beträgt über 70 Prozent. In seltenen Fällen oder bei einem später auftretenden Herzversagen muss auch eine Herztransplantation in Betracht gezogen werden.
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