Das Programm „Energiestadt“ ist nicht nur in der Schweiz eine Erfolgsgeschichte. Nun regt sich auch in Südamerika Interesse an einer Anwendung des Systems. Getestet werden soll dies im Projekt „Energiestadt Chile“, unterstützt durch die interdepartementale Förderplattform REPIC. Das Label „Energiestadt“ ist ein Leistungsausweis für Gemeinden, die eine nachhaltige kommunale Energiepolitik vorleben und umsetzen. Energiestädte fördern erneuerbare Energien, umweltverträgliche Mobilität und setzen auf eine effiziente Nutzung der Ressourcen. Energiestadt ist ein Programm von EnergieSchweiz und ein Paradebeispiel dafür, wie mit verantwortungsvollem Handeln die Lebensqualität gesteigert und das Klima geschont wird. Das Label ist Auszeichnung für eine konsequente und ergebnisorientierte Energiepolitik. Gemeinden, die das Label Energiestadt tragen, durchlaufen einen umfassenden Prozess, der sie zu einer nachhaltigen Energie-, Verkehrs- und Umweltpolitik führt. Behörden, Unternehmer und Bevölkerung ziehen am gleichen Strang.
In der Schweiz leben unterdessen 60 Prozent der Bevölkerung in einer der 355 Energiestädte. Diese zeichnen sich aus durch einen haushälterischen Umgang mit Energie und den Einsatz erneuerbarer, lokal produzierter Energien. Das Schweizer System wird in zahlreichen Ländern angewendet, demnächst auch in Südamerika: Im Herbst 2014 startet das Projekt „Energiestadt Chile“.
Chile steht vor vielfältigen Herausforderungen: Wirtschaft und Wohlstand wachsen rasch, der Energiebedarf nimmt stark zu, die Energiepreise sind hoch. Es besteht eine hohe Abhängigkeit von fossilen Energieimporten. Gleichzeitig ist das Land reich an zukunftsträchtigen Energien, die sich für eine dezentrale Versorgung eignen. Die chilenische Energiestrategie 2020 setzt Ziele und Massnahmen fest, die es innerhalb des Landes besser bekannt zu machen gilt. Zudem sollen ein gemeinsames Verständnis für die Herausforderungen geschaffen sowie kommunale Vertreter ausgebildet werden. Dabei kommen nun die von Energiestadt entwickelten Instrumente zum Einsatz.
Verschiedene chilenische Ministerien und die beiden nationalen Gemeindeverbände wurden auf Anregung der Schweizer Botschaft auf das Programm Energiestadt aufmerksam. Daraus entstand das Kooperationsprojekt «Energiestadt Chile», das von den Schweizer Firmen Nova Energie, ENCO Energie-Consulting AG und Ernst Basler + Partner Chile gemeinsam umgesetzt wird. Es will die Energiestadt-Methode an die chilenischen Verhältnisse anpassen und einen Wissens- und Erfahrungstransfer über die Landesgrenzen ermöglichen. Die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) sowie vom Bundesamt für Energie (BFE) betriebene Plattform REPIC zur Förderung der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz in der internationalen Zusammenarbeit hat zugesagt, das Projekt finanziell zu unterstützen. Die Schweizer Erfahrungen aus über 25 Jahren «Energiestadt» sollen somit auch in Chile genutzt werden, um die Gemeinden und Regionen in die Energiepolitik einzubeziehen und eine Grundlage für die Lösung der Energieprobleme zu schaffen.
Das Interesse in Chile ist gross, wie eine Schweizer Delegation kürzlich bei einer Veranstaltung in Santiago de Chile feststellen durfte, an der Vertreter des chilenischen Umwelt- und Energieministeriums, der chilenisch-schweizerischen Handelskammer, der chilenischen Gemeindeverbände sowie des Thinktanks Fundacion Chile teilnahmen. Andreas Meyer Primavesi, Leiter des REPIC-Projektes «Energiestadt Chile», stellte den Anwesenden die Instrumente und den Prozess vor, mit welchen die Energiestädte arbeiten. Diese schaffen eine ideale Grundlage, um langfristige, praxisorientierte Massnahmenpläne zu erstellen und zielführende Projekte zu initiieren. Die Gemeindevertreter reagierten positiv, allen voran der Bürgermeister der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile, Claudio Orrego Larrain. Mit dem Start des Projekts «Energiestadt Chile» sollen interessierte chilenische Städte für einen Pilotversuch gewonnen werden.
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