Provit aus Lithiumreichtum Boliviens noch in weiter Ferne – Update

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Die Salzseen im Länderdreieck zwischen Argentinien, Bolivien und Chile verfügen über ungefähr die Hälfte der globalen Lithiumvorkommen (Foto: Archiv)
Datum: 24. Mai 2022
Uhrzeit: 14:35 Uhr
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Autor: Redaktion
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Bolivien bereitet sein bisher ehrgeizigstes Projekt zur Gewinnung von Lithium vor. Autohersteller und zahlreiche Regierungen versuchen zunehmend verzweifelt, sich eine Lieferkette für das Schlüsselmetall für die Batterien zu sichern, die die Revolution der Elektrofahrzeuge vorantreibt. Der Traum der Bewohner der Salar de Uyuni, vom Lithium zu profitieren, ist allerdings nicht realer als die glitzernden Fata Morganas, die die größte Salzpfanne der Erde bei Touristen berühmt gemacht hat. Der Salar de Uyuni beherbergt mit etwa 5,4 Millionen Tonnen eines der weltweit größten Lithiumvorkommen. Boliviens großes Ziel ist es, bis 2025, also noch vor dem Ende der Amtszeit des sozialistischen Präsidenten Luis Arce, Lithiumbatterien im Lande zu produzieren. Aber selbst das benachbarte Chile, das bereits der zweitgrößte Lithiumproduzent der Welt ist, hat es nicht geschafft, Batterien vor Ort herzustellen, obwohl das Metall schon vor Jahrzehnten gefördert wurde. Während sich ein internationaler Wettbewerb um das größte Lithiumvorkommen der Welt entwickelt, sind die meisten Männer im Dorf Julaca am Rande des Salzsees auf der Suche nach Arbeit nach Chile ausgewandert. In der Region gibt es trotz des großen Reichtums an Bodenschätzen so gut wie keine Arbeit oder Sozialleistungen.

Laut Reuters-Befragungen mit mehr als einem Dutzend aktueller und ehemaliger Beamter sowie mehreren Anwohnern steht das südamerikanische Land noch immer vor großen Herausforderungen, wenn es seine Ziele erreichen will. Zu den größten Hindernissen gehören einige technologische Beschränkungen, der wachsende Widerstand der Bürger, das Fehlen eines rechtlichen Rahmens für Lithium und ein beginnender Streit innerhalb der Regierungspartei – über die Steuern und Lizenzgebühren – die von den Unternehmen erhoben werden sollten. „Ich glaube, es gibt einen übertriebenen Enthusiasmus, der nicht realistisch ist“, zitiert „Reuters“ Juan Carlos Montenegro, ein ehemaliger Leiter des staatlichen Unternehmens „Yacimientos de Litio Bolivianos“ (YLB) während der Präsidentschaft des Sozialisten Evo Morales. Bolivien hofft, noch vor Ende des Monats eine Partnerschaft mit einem oder mehreren ausländischen Unternehmen zur Ausbeutung der Reichtümer des Salar de Uyuni bekannt geben zu können. Es gibt acht konkurrierende Unternehmen aus China, Russland, Argentinien und den Vereinigten Staaten. Keiner von ihnen hat jedoch bisher Lithium in kommerziellem Maßstab abgebaut.

Die Lithiumpreise sind in diesem Jahr sprunghaft angestiegen und Hersteller von „Tesla“ bis zur „Volkswagen AG“ haben Schwierigkeiten, Lithium zu finden, das sie kaufen können. In Potosi, der bolivianischen Region, in der Lithium konzentriert ist, rechnen die Behörden frühestens im Jahr 2030 mit einer nennenswerten Produktion des Metalls, so Juan Tellez, ein Berater des regionalen Gouverneurs. Das sind fünf Jahre nach der von der Zentralregierung angekündigten Frist. Bolivien ist bereits dafür bekannt, dass es seine Versprechen in Bezug auf Lithium nicht einhält. Der Binnenstaat hat seit den 1990er Jahren mehrfach versucht, die Industrie zu entwickeln, hat aber laut Berichten von „YLB“ seit 2018 insgesamt nur 1.400 Tonnen Lithium produziert. Nach Angaben des Beratungsunternehmens Benchmark „Mineral Intelligence“ wird das weltweite Angebot des Metalls im Jahr 2022 voraussichtlich rund sechshunderttausend Tonnen erreichen. Bolivien hat Hunderte von Millionen US-Dollar in den Bau von Verdunstungsteichen investiert – die traditionelle Methode zur Lithiumgewinnung -, hat aber nur sehr wenig produziert, was zum Teil daran liegt, dass die Salze von Uyuni eine hohe Magnesiumkonzentration aufweisen.

Der Plan von Arce sieht vor, Unternehmen zur Einreichung von Vorschlägen aufzufordern, die eine differenzierte Technologie, die so genannte „direkte Lithiumgewinnung“, anwenden. Diese Technologie könnte Lithium schneller produzieren, erfordert aber eine Infrastruktur, die noch nicht vorhanden ist und stellt die Zukunft der Investitionen in Verdunstungsteiche in Frage. Nach Angaben des United States Geological Survey (USGS) verfügt Bolivien über einundzwanzig Millionen Tonnen Lithium, mehr als jedes andere Land, bei einer weltweiten Gesamtmenge von neunundachtzig Millionen Tonnen. Obwohl die wissenschaftliche Behörde im Geschäftsbereich des Innenministeriums der Vereinigten Staaten (wichtigstes Institut für die amtliche Kartografie) das bolivianische Lithium nicht für kommerziell nutzbar hält, haben die großen Lithiumvorkommen des Landes einige große Unternehmen angezogen. Selbst wenn es Bolivien gelingen sollte, das Lithium auszubeuten, ist ein Streit darüber entbrannt, wer von der Ressource profitieren soll.

Während der Kolonialzeit wurde die Region Potosi zum wichtigsten Silberlieferanten des spanischen Reiches und trug dazu bei, dessen Macht über Jahrhunderte zu finanzieren. Aber die Silberminen von Potosí waren berüchtigt für die Tausenden von Indigenen, die bei der Arbeit unter entsetzlichen Bedingungen starben. Die Region ist bis heute eine der ärmsten in Bolivien. Der Vorschlag der bolivianischen Regierung besteht darin, Partnerschaften zwischen der staatlichen „YLB“ und ausländischen Unternehmen zu gründen. „YLB“ würde einundfünfzig Prozent des Unternehmens und einen gleichen Anteil am Gewinn behalten. Dazu muss jedoch zunächst das bolivianische Recht geändert werden, das derzeit ausländischen Unternehmen die Beteiligung am Lithiumabbau verwehrt.

Update, 10. Juni

Die US-Firma „EnergyX“ und die argentinische „Tecpetrol“ wurden aus dem heiß umkämpften Lithium-Wettbewerb in Bolivien ausgeschlossen. Sechs Unternehmen bewerben sich noch um eine Partnerschaft. Dabei handelt es sich um das russische Unternehmen „Uranium One“, den riesigen chinesischen Batteriehersteller „CATL“ und das US-amerikanische Unternehmen „Lilac Solutions“, das vom deutschen Automobilhersteller „BMW“ und von Bill Gates‘ „Breakthrough Energy Ventures“ unterstützt wird. Andere chinesische Unternehmen sind „Fusion Enertech“, „TBEA Co Ltd“ und „CITIC Guoan Group Co“.

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