Nach Meinung von Schlafforschern erhöht sich durch einen kurzen Tagschlaf die Konzentrations-, Leistungs- und Reaktionsfähigkeit. Es gibt verschiedene umgangssprachliche Ausdrücke wie Schläfchen, Nickerchen, Dösen oder Mittagsschlaf. Der brasilianische Unternehmer Marcelo von Ancken erinnert sich an ein Dilemma, das seine neue Geschäftsidee inspirierte – er fand nirgends einen Platz, um sein „Nickerchen“ zu halten. Der 51-Jährige zelebrierte ein tägliches Ritual in seinem Büro in der Innenstadt von São Paulo – nach dem Mittagessen lehnte er sich gerne zurück zu einer 30-Minuten-Siesta. Herr von Ancken ist der Auffassung, dass ihm die kurze Ruhepause neue Energie für den Rest des Tages gibt.
Nach einer Mittagspause im Jahr 2010 hetzte er quer durch die Millionen-Metropole und wartete auf ein Treffen mit Geschäftspartnern. Nicht in der Lage, wieder in sein Büro zurückzukehren, versuchte er erfolglos einen Mittagsschlaf in seinem Auto zu halten. Der Versuch, auf der Bank eines Einkaufszentrums die Augen zu schließen, war ebenfalls nicht vom Erfolg gekrönt. Die Frustration war gleichzeitig Funke der Inspiration für ein neues Unternehmen – ein Drop-in-Center, wo schläfrige Zeitgenossen einen Platz zum Dösen finden. Nach zwei Jahren Planung eröffnete Marcelo die erste Filiale von Cochilo (das portugiesische Wort für „Nickerchen“) in der Innenstadt von São Paulo. Ab 7:00 Uhr Ortszeit bietet das „Schlaf-Zentrum“ 20 schallisolierte Kabinen, gerade groß genug, um in einem Einzelbett 15, 30, 45 oder 60 Minuten dem Alltagstrubel zu entfliehen.
Von Ancken investierte 300.000 Real (123.000 US-Dollar) um sein erstes „Cochilo“ zu eröffnen. Dank positiver Mundpropaganda und verschiedenen Medienberichten steigen die Gästezahlen kontinuierlich. Eine zweite Filiale wurde bereits in diesem Jahr eröffnet, beide verzeichnen jetzt mehr als 30 Kunden pro Tag. Die Preise beginnen bei 10 Real (1 Real = 0,399457 US-Dollar) für 15 Minuten und steigen auf 20 Real für eine Stunde. Die Betten sind S-förmig, verbessern die Durchblutung und tragen zur Entspannung bei.
Kunden können in völliger Dunkelheit dösen oder eine dezente blaue Beleuchtung wählen. Gleichzeitig steht ihnen eine Reihe von Soundtracks zur Verfügung, unter anderem klassische Musik oder Naturgeräusche. Wenn ihre Schlafenszeit abgelaufen ist, beginnt das Bett zu vibrieren und ein weißes Licht blinkt in der Kabine. Am stärksten werden die Schlaf-Zentren in der Zeit von 11:00 bis 15:00 Uhr frequentiert. Allerdings suchen immer mehr junge Menschen die Kabinen in den frühen Morgenstunden auf, da sie sich von einer durchzechten Party-Nacht erholen wollen.
Von Ancken geht nach eigenen Angaben davon aus, dass das Geschäft einen Gewinn von 300.000 Real in diesem Jahr erzielen wird. Er will nun zwei weitere Niederlassungen in São Paulo eröffnen und das Konzept dann möglicherweise auf andere große Städte Brasiliens ausrollen. Eine Reihe von brasilianischen Unternehmen prüft bereits ebenfalls, ob ihre Mitarbeiter von einer Siesta profitieren könnten. Die Firma Servimed ermöglicht es ihren den Mitarbeitern, während der Pausen in einem besonderen Gemeinschaftsraum ein Schläfchen zu halten. „Wir spürten die Notwendigkeit unseren Mitarbeitern einen Raum, in dem sie richtig entspannen können, anzubieten“, erklärt Giane Cameschi, Human Resources Manager bei Servimed. Die Gemeinschaftsschlafräume an zwei Distributionszentren sind mit Matratzen und Kissen 24 Stunden am Tag geöffnet, die von den Mitarbeitern regelmäßig in den Pausen genutzt werden. „Wir haben bereits festgestellt, dass sich die Arbeitszufriedenheit bei unseren Mitarbeitern erhöht hat“, zeigt sich Cameschi überzeugt.
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