Präsidentschaftswahlen Brasilien: Dilma Rousseff gewinnt Stichwahl – Update

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Rousseff wird Brasilien voraussichtlich bis zum Jahr 2019 regieren (Foto: TV-Screen)
Datum: 26. Oktober 2014
Uhrzeit: 07:19 Uhr
Leserecho: 7 Kommentare
Autor: Redaktion
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Im südamerikanischen Land Brasilien entscheiden am Sonntag (26.) 142,8 Millionen Wahlberechtigte in einer Stichwahl, wer das größte Land Lateinamerikas in den kommenden vier Jahren als Staatsoberhaupt regieren wird. Amtsinhaberin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei PT, die nicht einmal ein schriftliches Wahlprogramm vorlegte, strebt eine zweite Amtszeit an und tritt gegen Ex-Gouverneur Aécio Neves von der Mitte-Rechts-Partei PSDB an. Nach den letzten Umfragen hat Rousseff einen hauchdünnen Vorsprung – die Stichwahl ist angesichts der großen Zahl an „Unentschlossenen“ völlig offen. Die Wahllokale sind ab 08:00 Uhr (10:00 GMT) geöffnet, aufgrund der Zeitdifferenz schließen sie um 19:00 Uhr (21.00 Uhr GMT). Um 22:00 GMT werden die ersten offiziellen Teilergebnisse erwartet, obwohl der Präsident des Wahlgerichtes bekannt gab, dass „nur Gott weiß, wann ein Ergebnis vorliegt“. Im ersten Wahlgang am 5. Oktober konnte Amtsinhaberin Rousseff 41,59% und damit 43.267.668 aller gültigen Stimmen auf sich verbuchen, Neves 34.897.211 (33,55%).

Das Duell zwischen Rousseff und Neves war in den letzten Tagen vor dem Urnengang niveaulos verlaufen. Beide schreckten vor persönlichen Attacken nicht zurück. Kurz vor dem zweiten und entscheidenden Wahlgang hatte der Wahlkampf an Schärfe und Hass zugenommen. Wie im vom Pleitegeier bedrohten Nachbarland Venezuela zeichnet sich die Regierungspartei Partido dos Trabalhadores durch Peinlichkeiten aus und versuchte mit dümmlichen Anschuldigungen gegenüber Neves ihre meist aus der unteren und ungebildeten Mittelschicht kommende Wählerschaft einzulullen.

Negativer Höhepunkt war dabei eine Aussage von Ex-Präsident und Rousseff-Unterstützer Luiz Inacio Lula da Silva, der sich vom politischen Gegner schlimmer verfolgt sah als „die Juden von den Nazis“. Das Simon Wiesenthal Center, eine jüdische, politisch tätige Internationale Nichtregierungsorganisation mit Hauptsitz in Los Angeles, hat die Kampagne Lulas scharf gerügt und mit der Propaganda des Nationalsozialismus gleichgesetzt.

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Update

In Brasilien sind die Wahllokale geöffnet. Im Gegensatz zu Herausforderer Aécio Neves hat Dilma Rousseff ihre Stimme in einem Wahllokal in Porto Alegre bereits abgegeben. In den ersten Stunden der Abstimmung wurden 147 Personen festgenommen, da sie unter anderem vor den Wahllokalen politische Propaganda verteilten. Die meisten Festnahmen gab es in den Bundesstaaten Rio de Janeiro (25), Rio Grande do Norte (21) und Minas Gerais (20). Der schwerwiegendste Vorfall wurde aus Mossoró im Bundesstaat Rio Grande do Norte (Norden) gemeldet. In einem Wahllokal wurde der 20 Jahre alte Diego Robson Moura Soares aus „nicht wahltaktischen Gründen“ erschossen. In seinem aktuellen Bulletin (20:45 Uhr MEZ) teilte das Wahlgericht mit, dass 2.231 der elektronischen Wahlmaschinen (0,51% von 428.894) wegen „technischer Probleme“ ersetzt werden mussten. Allgemein wird der Urnengang, bei dem unter anderem auch 14 der 27 Regionalgouverneure gewählt werden, als „die friedlichste Wahl der letzten Jahre“ bezeichnet.

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In mehreren Bundesstaaten sind die Wahllokale bereits geschlossen (unterschiedliche Zeitzonen), die Übermittlung der elektronisch abgegebenen Stimmen angelaufen. Laut dem Präsidenten des Obersten Wahlgerichtes werden die ersten Teilergebnisse nach Schließung der Wahllokale im Bundesstaat Acre (23:00 Uhr MEZ) bekannt gegeben. Demnach konnte Rousseff bei Auszählung von 100% aller gültigen Stimmen 51,52% der Wahlstimmen auf sich verbuchen und wird Brasilien voraussichtlich bis zum Jahr 2019 regieren, für Herausforderer Neves stimmten 48,48%. Brasilien benötigte damit für die Auszählung von rund 143 Millionen Wählerstimmen knapp 2,5 Stunden. Obwohl im Land Wahlpflicht besteht, gingen 30 Millionen Wähler nicht zur Wahl, mehr als sieben Millionen enthielten sich oder stimmten ungültig.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Caramba

    Gibt´s da internationale Wahlbeobachter? Nur um dem brasilianischen Volk eine ähnliche „Niederlage“ wie dem venezolanischen zu ersparen….?

  2. 2
    VE-GE

    So einen scheiss……sind genauso bloed wie die in Venezuela…….oder wurde auch nachgeholfen ?

  3. 3
    Der Bettler

    War wieder mal ein Satz mit X,war wohl nix. Schön langsam stirbt jetzt aber auch die Hoffnung.

  4. 4
    Martin Bauer

    Eine Schande für Brasilien, eine Elend für Lateinamerika! Leute, die Sozialdemokraten als Nazis und Faschisten bezeichnen, gehören in den Knast und nicht in eine Regierung.

  5. 5
    Herbert Merkelbach

    Nachdem Dilma die Wahl gewonnen hat muss sie auch ihre Versprechen, die sie während des Wahlkampfes abgegeben hat, auch einhalten.
    Die Demonstrationen vor der Fußball-WM waren exemplarisch. Die Korruption innerhalb der PT wird ihr meiner Meinung nach noch Kopfzerbrechen bereiten. Die brasilianische Wirtschaft stagniert, die Inflationsrate ist hoch.
    Investoren haben Gelder abgezogen und in den USA investiert. Die nächsten 4 Jahren werden für Dilma kein Zuckerschlecken werden. Vielleicht werden es die letzten 4 Jahre, in der die PT den Präsidenten stellt.
    Es ist kein Phänomen, das sich ausschließlich auf Brasilien erstreckt aber nach einer gewissen Zeit widerfährt Regierungsparteien ein Abnutzungseffekt.

    • 5.1
      Martin Bauer

      Welcher Politiker hat hält denn Wahlversprechen…? Lass mal überlegen, war da nicht einer…? Nee, fällt mir im Moment keiner ein. Da gibt es immer eine Notwendigkeit, Konzessionen and Wen-Auch-Immer zu machen, DER ist dann Schuld, und der Wähler vergisst während der kommenden 4 Jahre ne Menge, und dann haben wir andere Probleme, die zu Lösen man verspricht, um wiedergewählt zu werden. Und überhaupt, was interessiert mich der Scheiss, den ich gestern geschwätzt hab?

      • 5.1.1
        Herbert Merkelbach

        Leider ist es so. UND das Wählervolk fällt immer wieder darauf herein.
        In dieser Beziehung hat sich seit der Antike nichts geändert.

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