Die vergangene Woche war geprägt von Angst, Chaos und Bildern voller Leid. Wie Sie als treuer Leser sicherlich wissen, versuchen wir stets über Lateinamerika und seine zahlreichen Facetten zu berichten. Doch leider nehmen – zumindest subjektiv – die schrecklichen Meldungen über Katastrophen und Unglücke stetig zu. Und es ist mitnichten leicht für die Redaktion zu entscheiden, wann, wie und in welchem Umfang solche Themen auf unserem Portal publiziert werden. Zu einseitig will man keinesfalls darüber berichten, zum anderen darf man Geschehnisse mit „nur ein paar Toten und Verletzten“ keinesfalls in den bei uns nicht existenten Lokalteil verbannen.
Doch Meldungen sind oftmals Selbstläufer. Besonders ein Thema in Bezug auf Lateinamerika beherrschte die deutschprachigen Medien daher in den letzten Tagen: die Unwetterkatastrophe in Rio de Janeiro. Nach den heftigsten Regenfällen der letzten 44 Jahre versank die „Cidade Maravilhosa“ im Chaos, Bilder von verschütteten Häusern und überfluteten Strassen prägten die Nachrichten. Dort in den Armenvierteln herrschte mediengerechte Verzweiflung, mit Tränen und Wutausbrüchen der lokalen Bevölkerung, mit Fassungslosigkeit und Ohnmacht der sichtlich überforderten Helfer wurde nicht gespart.
Wäre es im Hinterland des Nordostens geschehen, das Interesse wäre zweifellos geringer gewesen. Genauso gering wie bei den Attentaten in Kolumbien, den Schlammlawinen in Peru oder Erdbeben in Mexiko. Oder aber auch an der weiterhin katstrophalen Situation in Haiti, das sich die Karibikinsel Hispaniola mit der Dominikanischen Republik teilt. Kaum etwas ist dort geschehen und daher ist es umso notwendiger, uns allen diese schrecklichen Bilder erneut in Erinnerung zu rufen. Unser Kolumnist Otto Hegnauer hat jetzt am Wochenende darüber im deutschen Fernsehen berichtet und seine Eindrücke der Naturkatastrophe geschildert. Er, der sein gesamten Hab und Gut bei dem Erdbeben am Jahresanfang verloren hat, will nun gemeinsam mit seinen Freunden und Bekannten dort den Wiederaufbau wagen, ein schwieriges und vor allem langwieriges Unterfangen.
Ob die Helfer im zerstörten Haiti, in den Bergen Perus oder an den abgerutschten Hängen im Grossraum Rio de Janeiro, alle verdienen unseren Respekt und unsere Unterstützung. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, die im Moment der Aussichtlosigkeit vor allem ihren Glauben an die Hoffnung nicht verlieren wollen. Sie schöpfen Kraft aus tröstenden Worten, Mitgefühl und dem Wissen, dass man sie nicht vergessen wird. Auch deswegen versuchen wir hier im latina press Nachrichtenportal, unsere Leser auch über die weiteren Geschehnisse „nach der Katastrophe“ zu informieren. Meinungen und Gedanken zu diesen vielfältigen Themen sind dabei natürlich gerne Willkommen – der Kommentarbereich bietet dafür ausreichend Raum.
Ein paar kurze Zeilen, ein Moment des Innehaltens und die Gewissheit, die Welt aus einem dem Blickwinkel der Betroffenen betrachten zu können vermag Hoffnungslosigkeit in Optimismus zu verwandeln. Etwas was die Menschen vor Ort dringend brauchen und wir ihnen noch leichter geben können als die natürlich ebenfalls notwenige finanzielle Hilfe. Im Fachjargon nennt man dies „virtuelle Solidarität“ – ein jeder hat mehr als genug davon, doch nicht wenige gehen damit leider viel zu geizig um.
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