Iguala de la Independencia, eine historische Stadt im Nordwesten des mexikanischen Bundesstaates Guerrero, gilt als Geburtsort der Flagge Mexikos. Im Februar des Jahres 1821 erarbeiteten Agustín Cosme Damián de Iturbide y Arámburu, Kaiser von Mexiko und der Rebellenführer Vicente Guerrero den Plan von Iguala, auch bekannt als Plan de las tres garantías (Plan der Drei Garantien), der die Idee eines vereinigten, unabhängigen und religiös freien Mexikos formulierte. Iguala, das in der Nahuatl-Sprache soviel wie „wo die Nacht ruhig ist“ bedeutet, hat eine traurige Berühmtheit erlangt. Seit dem 26. September dieses Jahres werden 43 Studenten der Raúl Isidro Burgos Rural School vermisst.
Heute ist die Trikolore der modernen mexikanischen Flagge über dem Palacio Municipal in Iguala geschwärzt und verkohlt. Im zentralen Innenhof des Palastes türmt sich ein Hügel von beschädigten Schreibtischen und Stühlen auf, Gipskarton und Asche bedecken Aktenschränke. Der Boden ist mit Papier/Dokumenten und zerstörten Computern übersät – ein Überbleibsel der gewaltsamen Proteste vom 22. Oktober. Wütende Studenten und Lehrer forderten Antworten über den Verbleib ihren vermissten Freunde, die lokale Regierungsstelle wurde mit Molotow-Cocktails beworfen.
Die ausgebrannten Zimmer waren einst der Sitz von Bürgermeister José Luis Abarca. Das in Ungnade gefallene Stadtoberhaupt war in den frühen Morgenstunden des 4. November 2014 zusammen mit seiner Frau María de los Ángeles Pineda von der Bundespolizei in Mexiko Stadt verhaftet worden. Abarca gilt als mutmaßlichen Drahtzieher des Überfalls vom 26. September, an dem die Polizei und kriminelle Banden beteiligt waren. Bei diesem Überfall wurden sechs Menschen getötet, zwanzig verletzt – von 43 Schülern fehlt nach wie vor jede Spur.
An den Straßenecken und um die Hauptplätze von Iguala wimmelt es von Bundespolizisten und militärischen Truppen, Dutzende lokale Polizeibeamte wurden seit der Entführung verhaftet. Bei der Suche nach den Studenten wurden mehrere Massengräber entdeckt, mindestens 38 Leichen bisher gefunden. Die fehlenden Schüler sind allerdings nicht unter ihnen.
Sergio Ochoa Campos, der den Angriff vom 26. September überlebte, sprach in einem Interview über seine Tortur. Nach seinen Worten gehören sechs seiner Mitbewohner zu den 43 Vermissten. „Ich lief mit 14 Kameraden um mein Leben und wenn ich aufgegeben hätte, wäre ich unter den Verschleppten. Die Polizei hat uns gejagt und wir versteckten uns am Berghang für eine Stunde unter den Bäumen und Pflanzen“.
In der Stadt nehmen einige Menschen das Gesetz in die eigenen Hände. Bürgerwehren und über 100 Freiwillige durchsuchen die Landschaft mit Pickup Trucks und Schaufeln, das Suchverfahren basiert oftmals nur auf Ahnungen und Gerüchte. Die verzweifelte Bevölkerung besteht allerdings darauf, dass ihre Suche wirksamer als die der Bundespolizei mit Hubschraubern und Drohnen ist.
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