Venezuela: US-Sanktionen gegen Maduro-Regime waren längst überfällig

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Datum: 10. März 2015
Uhrzeit: 13:25 Uhr
Ressorts: Leserberichte
Leserecho: 7 Kommentare
Autor: Vinicius Love, Caracas (Leser)
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Die Spannungen zwischen Venezuela und den USA haben am Montag (9.) deutlich an Schärfe gewonnen. Washington hat die seit Wochen angekündigten Sanktionen auf den Weg gebracht weil es seine „nationale Sicherheit“ in Gefahr sieht. Laut Analysten könnten die gegen sieben Top-Funktionäre verhängten Sanktionen die Vorstufe für weitere Maßnahmen sein und waren bereits der erste Schritt bei der Gründung eines US-Sanktionsregimes gegen die Terror-Staaten Iran und Syrien.

sanktionen

Während die angespannten Beziehungen zu Kuba nach fünfzig Jahren auftauen, sehen die Vereinigten Staaten in Venezuela eine Bedrohung für ihre nationale Sicherheit. Folgerichtig sprach der Sprecher des Weißen Hauses in der von US-Präsident Barack Obama unterzeichneten Rechtsverordnung nicht nur von einer Visasperre: „Wir haben jetzt die Werkzeuge, um ihr Vermögen einzufrieren und sie von Finanzsystemen in den Vereinigten Staaten auszuschließen“. Folgende Faktoren könnten dafür verantwortlich sein, dass Washington diesen Schritt erwog.

1) Der Bericht des US-State-Departments über Suchtstoffe und Drogenabhängigkeit aus dem Jahr 2014 bezeichnet Venezuela als „ein wichtiges Transitland für illegale Substanzen, welche die Vereinigten Staaten erheblich beeinträchtigen“. Demnach habe Caracas nachweislich bei der Bekämpfung des Problems versagt und habe seine Verpflichtungen aus internationalen Abkommen nicht eingehalten.

2) Im Jahr 2008 hat das US-Finanzministerium Henry Rangel Silva (aktueller Gouverneur von Trujillo) beschuldigt, die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) unterstützt und Kokain über Venezuela in die Vereinigten Staaten verteilt zu haben. Im Rahmen der Untersuchung wurden die Konten von Rangel Silva und einem Soldaten, besser bekannt als „der Mann mit der Tasche“, eingefroren. Dieser war 2007 am Flughafen von Buenos Aires mit zwei Reisetaschen mit 800.000 US-Dollar verhaftet worden – angeblich Wahlkampfhilfe für die argentinische Präsidentin.

3) Der verstorbene Hugo Chávez pflegte rege Kontakte mit Diktator und Holocaust-Leugner Mahmud Ahmadinedschad. Im Januar besuchte Nicolas Maduro Präsident Hassan Rohani und erklärte, dass der Rückgang der Ölpreise das Ergebnis eines „geopolitischen Krieges“ sei. Im April 2010 berichtete das Pentagon an den Kongress, dass die Quds-Truppe, (eine Elite-Gruppe der islamischen Revolutionsgarden im Iran, der eine Rolle bei der Verbreitung von Kernwaffen im Land zugeschrieben wird), ihre Präsenz in Lateinamerika und insbesondere in Venezuela erhöht haben.

4) Wie Chávez unterstützt Maduro den syrischen Menschenschlächter Bashar al Assad, der Maduro im Gegenzug seine Solidarität bei der Unterdrückung der Studenproteste im Jahr 2014 versicherte.

5) Das US-Außenministerium hat bereits mehrfach die Militarisierung Venezuelas unter der Regierung Chávez und Maduro diskutiert. Mit dem Kauf von Waffen aus Russland wurde die Miliz in den letzten Monaten aufgerüstet – ein Pulverfass bei der bestehenden Gefahr eines Bürgerkriegs und die Gefahr einer regionalen Destabilisierung.

6) Obamas Präsidentenerlass erwähnt explizit die Korruption in Venezuela: „Venezolanische Beamte, die in Vergangenheit und Gegenwart Menschenrechtsverletzungen begehen und der öffentlichen Korruption beschuldigt werden, sind in den USA nicht willkommen“. Gleichzeitig dürfte Obama auf die selbst in den grössten und auflagenstärksten lateinamerikanischen Medien als „Vetternclub“ bezeichneten Staatenbündnisse Mercosur, Unasur und Alba reagiert haben, die aus bekannten Gründen die Augen vor der Realität in Venezuela verschließen.

fidel

Am Dienstag (9.) ist selbst Altkommunist Fidel Castro wieder aus der Versenkung aufgetaucht, gratulierte dem auf Kuba ausgebildeten Maduro für dessen Rede und seinen angekündigten Repressalien gegen die von der US-Regierung verhängten Sanktionen. Gleichzeitig versicherte er ihm seine „uneingeschränkte Unterstützung“.

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  1. 1
    Venezuela

    man sollte Maduro nicht unterschätzen (oder zumindest diejenigen, die das hier alles leiten)

    Maduro nutzt jetzt die Situation, um ein weiteres „ley habitante“ zu beantragen, was dann wohl das Ende der Demokratie in Venezuela einläuten dürfte

    • 1.1
      VE-GE

      Von welcher Demokatie sprechen Sie ? Sie meinen aber nicht das Venezuela wo ich lebe, oder ? Wenn ja dort gibt es schon lage keine Demokratie mehr !

  2. 2
    hombre

    Pleite…bevor Putin seinen Fuss nach Vzla setzt und dort sein Kriegsgerät installiert…gut so!

  3. 3
    Matthias Gysin

    Bin mal gespannt was Mitte April passiert wenn die USA die Erdoellager gemäss Prognosen voll haben. Entweder sinkt der Erdölpreis auf 25$ oder es wird auf einmal kein Bedarf mehr da sein für einen Moment. Die heimischen US Förderer überschwemmen den Eigen-Bedarf seit Monaten. Das ist doch auch geopolitisches Kalkül (Iran und Venezuela). Iran würde ein Preis von 145$
    und Venezuela 125$ benötigen. Diese Preise wird man über sehr lange Zeit nicht mehr sehen. Und ja nachdem der Weiche-Eierklub (= UNASUR) wieder abgedackelt ist, muss die USA dringend Flagge zeigen (ich finde sonst auch nicht alles gut von dort – beileibe nicht – aber das ist wohl die einzige Macht die Maduro stoppen kann) – bevor sich Russland und China einquartiert.

    • 3.1
      Caramba

      Bisher haben die USA immer hart reagiert, wenn Kuba, Russland oder China versucht haben, militärisch in der Karibik Fuss zu fassen – sh. Kubakrise, sh. Grenada. Das können sie eigentlich rein taktisch nicht zulassen – die evtl. Vorwarnzeit wäre zu kurz. Ich hoffe doch – und gehe davon aus – das das immer noch so ist. Damit wäre Maduro bei Vertragsunterschrift über irgendeine russische oder chinesische Basis automatisch Geschichte, er würde Tage später vermutlich in Guantanamo frühstücken – was ich eine abgedrehte Ironie fände, ihn als Terrorist auf dem Dorn im Auge Castros auf Kuba wegzusperren. *gg*
      Aber so blöd wird er nicht sein, und wenn doch, wird ihm Sr. Cabello schon den Marsch blasen.

  4. VENEZUELA,,,,,VON WELCHER DEMOKRATIE SPRECHEN SIE,,,,,,,,,,,,VON MEIN VENEZUELA,,,,,,,,,HIER HABEN WIR SCHON LANGE KEINE DEMOKRATIE MEHR.ODER MEINEN SIE EIN ANDERES LAND?

  5. 5
    Der Bettler

    Es hat schon bei Chavez den Kommunismus ( sprich Diktatur) gegeben.Das können aber nur die Leute wissen und behaupten, die hier leben,gelle ! Entweder leben Sie in einem anderen Land,oder Sie sind sowas von weit entfernt von der Realität,daß es schon weh tut.

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