Angesichts seiner Ermittlungen im größten Korruptionsskandal in der Geschichte Brasiliens gerät Bundesrichter Sérgio Fernando Moro immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Unbeirrbar knöpft sich der 43-jährige aus der Großstadt Maringá (Bundesstaat Paraná) hohe Politiker und Top-Manager vor und scheut nicht davor zurück, diesen Personenkreis hinter Gittern zu bringen. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff lässt den zu den hundert einflussreichsten Personen Brasiliens zählenden Moro gewähren, seine Suspendierung wäre politischer Selbstmord. Während in Argentinien oder Venezuela eine Geflecht aus Vetternwirtschaft und Korruption Peronismus und Chavismus noch zusammenhält, ermittelt die brasilianische Justiz landesweit in 5.861 Fällen von Wirtschaftskriminalität.
Bundesrichter Moro zeichnet sich durch technische und inhaltliche Entscheidungen aus, ist den Strategien der hochbezahlten Verteidiger stets einen Schritt voraus. Die Ermittlungen rund um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras sind aber nur der sichtbarste Beweis in einer Entwicklung der Spezialisierung der brasilianischen Justiz gegenüber der Finanzkriminalität. Seit 2003 sind die 27 Bundesgerichte im ganzen Land darauf spezialisiert, den Filz von Verbrechen wie Geldwäsche und der Verschleierung von Vermögenswerten zu lüften. Diese kriminellen Geschäfte sind oft von Korruption und Missbrauch öffentlicher Gelder begleitet und ein Verbrechen gegen das nationale Finanzsystem.
Richter wie Moro genießen Anerkennung bei ihren ausländischen Kollegen. Ständige Weiterbildung und der Austausch von Informationen zwischen der rechtsprechenden Gewalt an den obersten Gerichtshöfen in Brasilien und im Ausland sind obligatorisch. Die in den Bundesstaaten Rio Grande do Sul, Paraná und Santa Catarina am Korruptionsskandal beteiligten acht Richter der Fachgerichte verbringen mindestens 40 Unterrichtsstunden pro Jahr in Weiterbildungskursen. Im April und Mai dieses Jahres nahmen sie an einer Weiterbildung über das Thema Strafrecht und Transparenz bei der Betrugsbekämpfung in Washington teil. Zusammenarbeit mit Behörden anderer Länder, wie zum Beispiel bei der „Operação Lava Jato“ mit der Schweiz, sind ein weiterer entscheidender Faktor bei Verfahren dieser Art.
Ich wünsche dem Bundesrichter Moro eine erfolgreiche Arbeit für das ganze Volk. Selbst im halnwegs zivilisierten Italien wurden damals die ermittelnden Maffiajäger Falcone und Borsellino umgebracht. Hoffentlich kann der Richter Moro allem entgehen.