Wegen einer Schießerei zwischen Soldaten und Drogenschmugglern hat Venezuela die Grenze zu Kolumbien für 72 Stunden geschlossen. In einer Ansprache wetterte Staatschef Maduro gegen die „paramilitärische Pest“ aus dem Nachbarland und hat dabei einmal mehr bewiesen, dass er in seiner eigenen Welt lebt und dem Baron Münchhausen durchaus Konkurrenz macht. Das Staatsoberhaupt des von einer Dauerkrise gebeutelten und vor der Staatspleite stehenden Landes spricht von „Exodus von Bürgern des Nachbarlandes“ und vergleicht sie mit den Masseneinwanderungen von Afrikanern und Asiaten nach Europa. Nach seinen Worten sollen bereits 5,6 Millionen Kolumbianer in Venezuela leben (30,41 Millionen Gesamtbevölkerung). Maduro gab ebenfalls bekannt, dass im letzen Jahr 144.000 Kolumbianer nach Venezuela ausgewandert sein sollen. „Nur von Januar bis Juli 2015 mehr als 121.000″, so Maduro. Laut seinem Gedankencoctail flüchteten die Bürger Kolumbiens vor Gewalt, Krieg und Elend. Das sozialistische Venezuela mit seinen Errungenschaften soll dabei wie ein Magnet auf die Einwanderer wirken.
Bei einem Besuch in Bucaramanga (Hauptstadt der Provinz Santander) hat Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos auf seine Art und Weise auf die Behauptungen seines Amtskollegen reagiert. „Venezolaner sind immer willkommen hier in Kolumbien und werden immer willkommen sein“. Santos antwortete auch direkt auf die 121.000 Kolumbianer, die auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen nach Venezuela ausgewandert sein sollen. „Diese Angaben kann ich nicht bestätigen“.
Olga Oropeza, im Exil lebende Venezolanerin und ehemaliges Mitglied der Regierungspartei PDVSA, gab im Juni dieses Jahres bekannt: „Ich möchte Herrn Maduro daran erinnern, dass unsere kolumbianischen Brüder und Schwestern vor langer Zeit Venezuela als Auswanderungsland durchaus bevorzugten. Damals war Venezuela wohlhabend und offen für Alle. Nach der Amtsübernahme durch Chávez begann die Diaspora in die ganze Welt. Die schreckliche Situation, unter der das ganze venezolanische Volk leidet, zwingt die Menschen zur Flucht aus ihrem Heimatland“. Das linksgerichtete Regime veröffentlicht nicht nur keine Zahlen über Inflation und Kriminalität – Migrationsdaten werden seit dem Jahr 2000 zurückgehalten. Laut der letzten Volkszählung leben alleine 250.000 Venezolaner, meist aus der gebildeten Bevölkerungsschicht, in den Vereinigten Staaten. In fast allen lateinamerikanischen Großstädten gibt es inzwischen venezolanische Communitys, die in den letzten Monaten sprunghaft gewachsen sind. Das selbst gewählte Exil vieler junger Venezolaner ist das sichtbarste Indiz für das schleichende Ausbluten des krisengeschüttelten Staates, das all jenen kein Angebot mehr machen kann, die sich von einer sozialistisch-marxistisch geprägten Ideologie nicht mehr angesprochen fühlen.
Venezuelas Oppositionsführer Henrique Capriles Radonski hat den für 60 Tage verhängten Ausnahmezustand von Präsident Maduro kritisiert. „Mehr als zwei Jahre hat Nicolás Maduro tatenlos dem Treiben in Táchira zugeschaut. Jetzt erklärt er von seinem bequemen Büro in Miraflores aus den Ausnahmezustand. Nicolás, welches Spiel spielst Du?“, so Capriles. „Während sich unser Venezuela einer schrecklichen finanziellen Notlage, einer steigenden Inflation, Knappheit und wachsenden Warteschlangen gegenübersieht, erfindet Nicolás einen Krieg. Dies nur, weil er nicht weiß was zu tun ist“.
was will man erwarten, wenn man den Unterschied zwischen Einwanderer, Auswanderer und Pendler nicht kennt :-)
Ich kenne nur einen Kolumbianer, der Venezuela einen Schaden zugefügt hat. Der ist dafür aber gewaltig und wohl nicht mehr reparabel.