Saudi-Arabien gegen die USA – dieser Zweikampf bestimmt derzeit die Lage auf dem Öl-Markt. Weil beide Seiten immer mehr Öl in den Markt pumpen, dürfte der Preis vorerst im Keller bleiben. Im September schockte Goldman Sachs mit der Prognose, wonach der Ölpreis bald bei 20 US-Dollar liegen werde. Mittelfristig könnte der Preis zwar wieder auf rund 60 US-Dollar je Barrel steigen, sich anschließend jedoch bei etwa 50 Dollar einpendeln. Auch wenn die Ölpreise stark gefallen sind und derzeit bei etwa 50 US-Dollar pro Fass liegen, mussten nur wenige Fracking-Firmen ihre Aktivitäten einstellen. Lateinamerikanische Förderländer wie Venezuela und Ecuador leiden unter dem anhaltend niedrigen Ölpreis, die USA sind hinsichtlich der Preis-Spekulationen um das schwarze Gold gewarnt und haben in Texas und Louisiana an den Küsten des Golfes von Mexiko über 700 Millionen Barrel Rohöl im Wert von rund 43,5 Milliarden US-Dollar (abhängig vom Weltmarktpreis) gebunkert (ein Barrel sind 158,987 Liter).
Auslöser für diese Strategie war der Jom-Kippur-Krieg vom 6. bis zum 25. Oktober 1973, der von Ägypten, Syrien und weiteren arabischen Staaten gegen Israel geführt wurde. Dieser Krieg war Teil des Nahostkonfliktes. Die arabische Welt fühlte sich durch die vollständige Niederlage der ägyptisch-syrisch-jordanischen Allianz im Sechstagekrieg zutiefst gedemütigt, die menschlichen Verluste waren auf beiden Seiten hoch. Der Jom-Kippur-Krieg war zusammen mit Produktionssenkungen der arabischen Ölförderländer Auslöser der Ölkrise 1973. Als der US-Kongress beschlossen hatte Israel in diesem Krieg auch offiziell mit Kriegsmaterial zu unterstützen, verhängte die OAPEC gegen die Vereinigten Staaten ein totales Ölembargo. Washington war ins Mark getroffen, die Sanktionen beeinflussten auch den Rest des Planeten. Preise stiegen und die Krise führte zu wirtschaftlichen und sozialen Problemen.
Die Vereinigten Staaten konnten nicht zulassen, dass eine ähnliche Situation wieder auftreten könnte und fürchteten die innenpolitischen Auswirkungen. Ein Plan mit gewaltigen Dimensionen wurde gestartet, die „Strategic Petroleum Reserve (SPR)“ dient zur strategischen Bevorratung von Rohöl, Benzin, Heizöl und Erdölzwischenprodukten. In vier von landesweit insgesamt etwa sechzig unterirdischen Salzstöcken lagern am Golf von Mexiko in mehr als 1.000 Metern Tiefe gewaltige Reserven, die in Krisensituationen angezapft werden. Die einzelnen ölgefüllten Kavernen haben gewaltige Ausmaße und fassen über 30 Millionen Barrel. Die Kosten für die Aufrechterhaltung dieses Reservoirs betragen 200 Millionen US-Dollar pro Jahr. Da diese undurchdringlichen Lagerstätten durch die Erdwärme „beheizt“ werden, entsteht eine Konvektion der Flüssigkeit – das Öl kann über Jahrzehnte hinweg ohne Qualitätseinbußen gelagert werden.
Die Wirtschaft der USA benötigt pro Tag etwa 20 Millionen Barrel Öl. Als Hurrikan Katrina, eine der verheerendsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten Ende August 2005 in den südöstlichen Teilen der USA und insbesondere an der dortigen Golfküste enorme Schäden anrichtete und insgesamt etwa 1.800 Menschen tötete, kam in den folgenden sechs Monaten nach Katrina die Ölproduktion zum Erliegen. Dies führte zu Steigerungen des Rohölpreises an der New Yorker Börse auf historische Höchststände von über 70 US-Dollar pro Barrel, der Treibstoff vor allem im mittleren Süden des Landes wurde stark rationiert. Washington griff auf seine strategischen Ölreserven zurück, die unterirdischen Lagerbestände wurden angezapft.
Ich glaube, dass Saudi Arabien auf dem Holzweg ist, mit einer Überproduktion das „fracking“ in den USA zu dezimieren. Die US-amerikanischen Ölfirmen haben seit geraumer Zeit Schritte unternommen, dass das Fördern des Rohöles auf dem Wege des „frackings“ ökonomischer wird. Sollte trotzdem ein „fracking“ Bohrloch stillgelegt werden, so ist man innerhalb von 1-2 Wochen wieder in der Lage, erneut zu produzieren.
Alle Versuche der venezolanischen Regierung die Förderquoten innerhalb der OPEC zu reduzieren fallen auf unfruchtbaren Boden. Wie könnte man dies auch überprüfen, insbesondere, wenn Venezuela in der Vergangenheit dies hintergangen hat. Das bleibt doch im Gedächtnis der anderen Mitglieder der OPEC hängen. Was die Russen angeht, die scheren sich einen Teufel um die Förderquoten. Eine Rezession droht der Russischen Föderation dieses Jahr und man benötigt das Geld dringend aus dem Erdölgeschäft.
Fazit: der Rohölpreis wird sich noch einige Zeit auf niedrigem Niveau bewegen und ein Preis von US$ 100,- pro Fass ist zur Zeit und auf unabsehbarer Zeit unrealistisch.