Eine aktuelle Studie des brasilianischen Informationssystems zum Gefängniswesen „Levantamento Nacional de Informações Penitenciárias“ (Infopen) belegt, dass das südamerikanische Land hinter den USA, China, Russland und Thailand die größte Anzahl von weiblichen Gefängnisinsassen aufweist. Eine alarmierende Tatsache ist, dass dieser Anteil zwischen den Jahren 2000 und 2014 um 567,4% gestiegen ist – der Anstieg bei den männlichen Inhaftierten wuchs im selben Zeitraum um 220,20%. Der erste Nationale Bericht über die Belegung von Frauengefängnissen wurde am Donnerstag (5.) vom Justizministerium präsentiert. Die Studie basiert auf Daten von Infopen und enthält Zahlen/Werte von 1.424 staatlichen und bundesstaatlichen Gefängnissen im Jahr 2014. Demnach lag die brasilianische Gefängnisbevölkerung im vergangenen Juni 2014 bei 579.781 Personen (37.380 Frauen und 542.401 Männer), unter Berücksichtigung der Landes- und Bundesgefängnisse. In absoluten Zahlen ist Brasilien das fünfte Land auf der Liste der 20 Länder mit dem weltweit größten Anteil an weiblichen Gefängnisinsassen, hinter den Vereinigten Staaten (205.400 Gefangene), China (103.766) Russland (53.304) und Thailand (44.751).
Die Umfrage zeigt, dass etwa 50% der inhaftierten Frauen 18 bis 29 Jahre alt sind und zwei von drei eine schwarze Hautfarbe aufweisen. Die Gründe für den Gefängnisaufenthalt unterscheiden sich hinsichtlich der von männlichen Häftlingen. Während 25% für Verbrechen im Zusammenhang mit Menschenhandel einsitzen, liegt der Anteil bei den Frauen bei 68%. Auf der anderen Seite ist die Anzahl von Straftaten wie Diebstahl bei Männern dreimal höher als bei Frauen.
50% der weiblichen Gefangenen haben die Grundschule nicht abgeschlossen, die Rate bei den Männern liegt bei 53%. Nur 4% der inhaftierten Frauen sind Analphabetinnen, im Vergleich zu 5% der Männer. 11% besitzen einen mittleren Bildungsabschluss, bei den männlichen Haftinsassen liegt der Anteil bei 7%. Der Bundesstaat São Paulo weist mit 39% die größte absolute Zahl von inhaftierten Frauen auf, dahinter folgen Rio de Janeiro (11%) und Minas Gerais (8,2 %). Im Zeitraum 2007-2014 hat der Bundesstaat Alagoas das höchste Wachstum von inhaftierten weiblichen Gefangenen verzeichnet ( 444%), während bei den Männern ein Anstieg von 250% im gleichen Zeitraum registriert wurde. In den Bundesstaaten Paraná und Mato Grosso verringerte sich die Zahl der weiblichen Gefangenen in der Berichtsperiode um jeweils 43% und 29%.
Weniger als die Hälfte aller Haftanstalten verfügt über eine ausreichende Struktur für schwangeren Frauen und nur 32% weisen Kindergärten oder Zentren Mutter-Kind auf. Im größten Land Lateinamerikas sitzen nicht nur Brasilianerinnen ein. 53% der ausländischen Häftlinge stammen aus Amerika, 27% aus Afrika und 13% aus Europa. Die vier wichtigsten Herkunftsländer von inhaftierten ausländischen Frauen im Juni 2014 waren Bolivien (99 Frauen), Paraguay (83), Südafrika (47), Peru (35) und Angola (29). Im Hinblick auf Todesfälle innerhalb des Gefängnissystems lag die Zahl in der ersten Jahreshälfte 2014 bei 566. Etwa die Hälfte von ihnen starb eines gewaltsamen Todes. 96% der Opfer waren Männer und 3% Frauen.
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