Der aktuelle „El Niño“ könnte laut Vorhersagen der stärkste aller Zeiten sein und sogar den „El Niño“ der Jahre 1997/1998 übertreffen. Die Europäische Union hat am Dienstag (2.) angekündigt, dass sie für Länder in Afrika, in der Karibik (Dominikanische Republik, Haiti, Jamaika, Saint Lucia) und in Mittel- und Südamerika (Guatemala, Honduras, Kolumbien), die von dem Wetterextreme verursachenden Klimaphänomen „El Niño“ betroffen sind, 125 Millionen Euro für Sofortmaßnahmen bereitstellen wird. Der aktuelle „El Niño“ könnte laut Vorhersagen der stärkste aller Zeiten sein und sogar den „El Niño“ der Jahre 1997/1998 übertreffen. Von dem zugesagten Betrag stammen 119 Millionen Euroaus der Reserve des Europäischen Entwicklungsfonds (EEF) und weitere 6 Mio. EUR aus den Haushaltsmitteln für humanitäre Hilfe. Damit kann ein wichtiger Beitrag zu den gemeinsamen Anstrengungen geleistet werden, die betroffenen Länder mit lebensrettender Soforthilfe zu unterstützen und ihre Resilienz zu erhöhen.
Angekündigt wurde die Hilfe im Rahmen der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris (COP21) von Christos Stylianides, EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement: „Mit der EU-Hilfe kann ein Teil des dringendsten Bedarfs der betroffenen Bevölkerung gedeckt werden. Gleichzeitig wollen wir aber auch die Resilienz fördern, damit die Menschen dort besser gegen künftige Naturkatastrophen gewappnet sind.“ Bereits jetzt leiden Millionen von Menschen in vielen besonders gefährdeten Regionen in Afrika, Zentralamerika und der Karibik unter den Auswirkungen des El Niño, die auch in den kommenden Monaten anhalten dürften.“ Der EU-Kommissar für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung, Neven Mimica, fügte hinzu: „Wir müssen sofort reagieren, damit El Niño nicht die Erfolge bei der Armutsminderung zunichte macht, die wir in vielen Ländern der Welt so hart erkämpft haben. Die EU verstärkt ihre Bemühungen jetzt, um damit eine Krise zu verhindern, die langfristig destabilisierende Auswirkungen haben könnte.“
Wofür wird die EU-Hilfe eingesetzt?
Die EU-Hilfe wird sowohl humanitäre Hilfe als auch Entwicklungshilfe umfassen, um akuten Bedarf in den Bereichen Ernährung, Wasser- und Sanitärversorgung, Gesundheit und Unterkünfte zu decken. Unterstützt werden Gesundheitsinfrastrukturen, die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und sauberem Trinkwasser und besondere Lebensmittelrationen für schwangere Frauen und Kinder. Außerdem soll die Resilienz in den am stärksten gefährdeten Ländern gestärkt werden, indem die Katastrophenvorsoge, Schnellreaktionsmechanismen und langfristige Lösungen für Entwicklungsprobleme unterstützt werden.
Was ist „El Niño“ und welche Teile der Welt sind davon betroffen?
Das Klimaphänomen „El Niño“ ist durch einen Anstieg der Meeresoberflächentemperatur gekennzeichnet. In Wechselwirkung mit der Atmosphäre entstehen so verschiedene extreme Wetterereignisse, von Überschwemmungen bis hin zu Dürreperioden. Weite Teile Afrikas – Zentralafrika, die Großregion Horn von Afrika und das südliche Afrika – leiden bereits unter „El Niño“ und haben sowohl mit Überschwemmungen als auch Dürren zu kämpfen. Dies hat in erster Linie Folgen für die Ernährungssicherheit, wirkt sich jedoch für Millionen von Menschen in diesen ohnehin armen Regionen auch auf den Gesundheitszustand, die Wasserversorgung und die hygienischen Bedingungen aus. Am stärksten ist bislang Äthiopien betroffenen, wo die Zahl der Menschen, deren Nahrungsmittelversorgung nicht gesichert ist, infolge der Dürre von 2,9 Millionen im Januar 2015 auf 8,2 Millionen im Oktober 2015 hochgeschnellt ist.
Mittelamerika und die Karibik, insbesondere Guatemala und Haiti, sind ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen. Schätzungen zufolge leiden dort mehr als 6 Millionen Menschen unter der aktuellen Dürre, die als die schwerste in der Region seit mehr als 100 Jahren gilt und sich voraussichtlich noch weiter verschärfen wird. Der Wassermangel hat enorme Auswirkungen auf Ackerbau, Viehbestände und Wasserspeicher sowie generell auf die Lebensgrundlagen großer Teile der Bevölkerung. Mit etwa 34 Millionen Betroffenen weltweit und den vermutlich stärksten Auswirkungen, die „El Niño“ je hatte, erfordert dieses Phänomen eine koordinierte globale Reaktion.
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