Rio de Janeiros Gesundheitswesen befindet sich im Notstand. Gouverneur Luiz Fernando Pezão hat am Mittwoch (23.) ein entsprechendes Dekret erlassen, um der Krise in den Krankenhäusern entgegenzuwirken. Etliche Krankenhäuser des Bundesstaates haben indes ihre Pforten geschlossen und behandeln nur noch in dringendsten Fällen, weil es an Medikamenten, medizinischen Mitteln und sogar an Pflaster mangelt. Hinzu kommen ausstehende Gehälter der Ärzte und des Pflegepersonals.
Schon seit über zwei Monaten stehen etliche staatliche Krankenhäuser Rio de Janeiros kurz vor dem Kollaps, dies allerdings nicht wegen Überbelegung, sondern mangels Geld. Laut Gouverneur Pezão fehlt es an Finanzmitteln. Die Schuld gibt er den gesunkenen Ölpreisen, da Rio de Janeiro stark von der Erdölindustrie abhänge.
Mit dem Notstandsdekret soll es nun ermöglicht werden, schneller finanzielle Unterstützung vom Bund zu erhalten. Gesundheitsminister Alberto Beltrame hat bereits Gelder zugesichert. Mit zusätzlichen Krediten und anderen Quellen erhofft Pezão 297 Millionen Reais (umgerechnet derzeit etwa 70 Millionen Euro). Vom Gesundheitsministerium wird es zudem Sachgüter geben, vom Pflaster über Latexhandschuhen bis hin zu Prothesen und Medikamenten. Darüber hinaus werden in den Krankenhäusern des Bundes 1.500 Betten für die Aufnahme von Patienten zur Verfügung gestellt.
Eiligst eingerichtet wurde von Präsidentin Dilma Rousseff ebenso ein Kabinett, um die Gesundheitskrise in Rio de Janeiro schnellstmöglich zu lösen. Bereits eingeschaltet hat sich auch das Gericht. Es hat am Mittwoch ein vorläufiges Urteil erlassen, nach welchem der Bundesstaat Rio de Janeiro zwölf Prozent seiner Finanzmittel in das Gesundheitswesen investieren muss. Bei Nichteinhaltung drohen Rio de Janeiro und dem Gouverneur Geldstrafen.
Das Nachsehen hat bisher die Bevölkerung. „Jetzt ist es verboten, krank zu sein“, sagte eine aufgebrachte Mutter nachdem ihr am Mittwoch zunächst die Behandlung ihres sechsjährigen Sohnes verweigert wurde, der sich den Arm gebrochen hatte. An aufgehängten Zetteln verschiedener Krankenhäuser war zu lesen, dass nur Schwerverletzte oder Schwerkranke behandelt würden. Für Krebspatienten galt dies indes nicht. Sie wurden nach Hause geschickt, ohne dass sie ihre Therapie fortsetzen konnten.
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