Kuba beklagt Ärzteflucht

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Kuba könnte bald unter einem massiven Ärztemangel leiden (Symbolfoto: Luiz Barros/ Secretaria de Estado de Saúde)
Datum: 02. Januar 2016
Uhrzeit: 11:14 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
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Kuba verzeichnet derzeit eine Ärzteflucht. Die Zahl der das Land verlassenden Mediziner hat einen Rekordstand erreicht. 2015 haben 1.662 kubanische Ärzte Einreise- und Arbeitserlaubnisse in den USA erhalten. Das entspricht einer Steigerung von 32 Prozent gegenüber 2014, wie es in Medienberichten heißt.

Ein Jahr nach der offiziellen Annäherung zwischen Kuba und den USA wird über die Asylpolitik debattiert. Nach einem Programm aus dem Jahr 2006 konnten sich Kubaner aus dem Gesundheitsbereich in den USA niederlassen. Jetzt befürchten die Mediziner des Inselstaates, dass dies künftig nicht mehr möglich sein wird. Bevor sich die Türen schließen, verlassen viele deshalb ihre Heimat. Kubanische Ärzte beklagen ihre geringen Einkommen. Eine Folge davon sind verlängerte Wartezeiten bei den Genehmigungsbehörden, die sich wegen des Andrangs von wenigen Wochen auf mehrere Monate erhöht hat.

Die Diskussion der Regierungsvertreter beider Länder über die Imigrationsproblematik scheint dies zu verschärfen. Das US-Programm für Gesundheitskräfte wird von der Castro-Regierung zudem als „verurteilenswerte Praxis“ beklagt und als „Diebstahl“ von Talenten bezeichnet.

Der Ausverkauf der Mediziner findet jedoch auch mit der Zustimmung der kubanischen Regierung statt. Über verschiedene Programme werden Ärzte beispielsweise nach Venezuela und auch nach Brasilien geschickt. Dort verdienen sie mehr als in ihrem eigenen Land, in dem das monatliche Einkommen bei 70 Dollar liegen soll. Der Großteil ihres offiziellen Gehaltes in den dem Programmen angeschlossenen Ländern geht jedoch nicht an sie, sondern wird an den kubanischen Staat überwiesen.

Ein Beispiel ist das 2013 aufgelegte brasilianische Programm „Mais Médicos“ (Mehr Ärzte), um die medizinische Versorgung des Landes flächendeckend zu gewähren. Über 11.000 der gut 18.000 Ärzte des brasilianischen Programmes stammen aus Kuba. Während ihre Kollegen etwa 10.000 Reais monatlich erhalten (umgerechnet derzeit etwa 2.560 Euro) wird an sie nur ein Bruchteil davon ausgezahlt, während der kubanische Staat den Rest abkassiert.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Gringo

    Erfolg des Sozialismus, Akademiker verlassen das Arbeiterpaadies

  2. „Diebstahl“ von Talenten“…? Das ist wohl eher die Befreiung von Sklaven!
    Wie der Artikel schon zutreffend beschreibt, werden kubanische Ärzte als „Leiharbeiter“ in andere Länder geschickt, gegen denkbar schlechte Bezahlung. Zahllose Ärzte nutzten die Chance, sich in die USA abzusetzen, während andere zum Bleiben gezwungen werden, da ihre Familien aus Kuba nicht ausreisen dürfen und bei „Desertion“ des Ehemannes und Vaters harten Repressalien ausgesetzt sind.

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