Lateinamerika: Zika-Virus und das Chaos in Brasilien

chaos

Vier Millionen Flugblätter und 220.000 Soldaten: Mit einer Informationsoffensive startet Brasilien seinen Krieg gegen das Zika-Virus (Foto: agenciabrasil)
Datum: 15. Februar 2016
Uhrzeit: 19:01 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Vier Millionen Flugblätter und 220.000 Soldaten: Mit einer Informationsoffensive startet Brasilien seinen Krieg gegen das Zika-Virus. Präsidentin Dilma Rousseff und ihr Verteidigungsminister sind sich sicher, „diesen Krieg zu gewinnen“. Wasserstellen sollen trockengelegt, Insektizide versprüht und sogar unbewohnte Häuser durchkämmt werden – die Realität sieht allerdings anders aus. In den meisten Regionen wurden bis jetzt keine Flugblätter verteilt, kein einziger Soldat gesichtet. Als dramatisch wird die Situation im Bundesstaat Pernambuco im Nordosten von Brasilien bezeichnet. Im Verwaltungsbezirk Goiana ist etwa die Hälfte der Bevölkerung mit dem Zika-Virus infiziert, jeden Tag werden etwa 500 neue Fälle registriert.

grauenhaft

In den Armenvierteln Brasiliens gibt es seit Jahrzehnten unzählige unregulierte Müllhalden und eine unübersehbare Anzahl von Wasserlöchern voller Mücken. Der Mitte-Links Regierung war es schon immer egal, diesen Sumpf trocken zulegen. Lieber wurden Milliarden von US-Dollar in die Fußballweltmeisterschaft 2014 und in die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro investiert. Die Vernachlässigung der wahren Probleme im Land rächt sich, seit Oktober wachsen in mehr als 4.000 Mutterleibern Babys mit einem Verdacht auf Zika-Schädigung heran. Gesundheitsminister Castro hat nach eigenen Worten keinen Zweifel daran, dass der Zika-Virus und Mikrozephalie zusammenhängen.

Frederico Gadelha, Bürgermeister von Goiana, ist selbst an Zika erkrankt. „Ich bin so schwach, ich kann nicht einmal aufstehen. Meine Stadt befindet sich im Chaos. Es ist der schlimmste Notfall, den ich je erlebt habe“. Unterdessen warnen die lokalen Behörden, dass die kommenden Regenfälle im März und April die Situation erschweren könnten. „Unser Gesundheitssystem ist nicht vorbereitet und kann diese Krise nicht bewältigen. Die Mücke ist schon längst mutiert und legt ihre Eier sogar in schmutzigste Gewässer ab“, klagt ein Mediziner.

Im größten Land Lateinamerikas hat sich die Seuche mit der Geißel der Armut verbündet. Die meisten Bewohner in Goiana leben in in extremer Armut – Repellentien und Moskitonetze sind ein Luxus, den sich nur wenige leisten können. Laut Dr. Bruno Brito vom „Correio Belarmino Hospital“ kommen 162 Patienten pro Tag auf einen Arzt. 90% aller Erkrankten leiden an Zika-Symptomen, Tests zum Erkennen der Krankheit sind nicht vorhanden.

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