Das Zika-Virus ist weltweit noch recht wenig bekannt. 2015 wurde es erstmals in Brasilien entdeckt, nachdem es 2014 in Französisch Polynesien zu einem Ausbruch gekommen war. Obwohl das Virus bereits seit einigen Jahrzehnten bekannt ist, ist die derzeitige Situation für die Gesundheit der Menschen weltweit, aber auch für die Forschergemeinschaft vollkommen neu. Bis 2014 trat das Zika-Virus nur vereinzelt in Afrika, Asien und Ozeanien auf. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind seit Ende des vergangenen Jahres mittlerweile neben Brasilien noch 24 weitere Länder und Gebiete in Nord- und Südamerika betroffen.
Die von dem Virus ausgelöste Krankheit wird von dem gleichen Überträger verbreitet wie das Dengue- oder das Chikungunyafieber, der aedes-agypti- oder auch Gelbfiebermücke, die sich insbesondere in stehenden Gewässern vermehrt. Bereits nach kurzer Zeit wurde der Ausbruch seitens der brasilianischen Behörden als Epidemie eingestuft. Für eine Übertragung des Virus‘ auf anderen Wegen als über den Mückenstich gibt es bislang keine wissenschaftlichen Belege. Bei etwa 80% der Infizierten verläuft die Erkrankung symptomfrei. Zu den häufigsten Beschwerden zählen Fieber, Hautflecken, Bindehautentzündung, Muskel- oder Gelenkschmerzen. Gemeinhin klingen diese Symptome nach 2 bis 7 Tagen nach der Ansteckung wieder ab. Ende 2015 entdeckten brasilianische Forscher einen möglichen Zusammenhang zwischen der Ansteckung von Schwangeren mit dem Zika-Virus und Mikrozephalie bei Neugeborenen, einer schweren Fehlbildung, bei der sich das Gehirn nicht angemessen entwickelt.
Brasilien hat dank seines allgemeinen, integrierten Gesundheitswesens mit seiner kostenlosen Patientenversorgung unmittelbar auf den Ausbruch des Zika-Virus‘ reagiert, um die Krankheitsverläufe und eventuelle Risikofaktoren zu erforschen. Dieser Arbeit ist es zu verdanken, dass brasilianische Gesundheitsfachleute einen Zusammenhang zwischen dem Zika-Virus und Mikrozephalie bei Neugeborenen herstellen konnten.
Die wichtigsten Gegenmaßnahmen sind laut WHO derzeit vor allem die Kontrolle der Mückenpopulationen und der Schutz von gefährdeten Personen, insbesondere Schwangeren, vor Stichen. Die brasilianische Regierung hat eine beispiellose Task Force aufgestellt, die mit den nötigen finanziellen, technischen und wissenschaftlichen Mitteln ausgestattet ist, um kurz-, mittel- und langfristig den Schutz vor diesen Mücken sowie ihre Bekämpfung zu gewährleisten. Über 200.000 Soldaten aus Heer, Luftwaffe und Marine, 300.000 Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden und tausende Freiwillige haben sich im ganzen Land im Kampf gegen die Brutstätten der aedes-aegypti-Mücken zusammengetan.
Spezialisten aus aller Welt und aus unterschiedlichen Bereichen der Medizin arbeiten bei den Untersuchungen in Brasilien zusammen. Die Regierung koordiniert internationale Anstrengungen zur Bekämpfung des Zika-Virus‘, sie hat eine Zusammenarbeit der südamerikanischen und karibischen Staaten initiiert und ein Abkommen mit den Vereinigten Staaten zur Entwicklung eines Impfstoffes unterzeichnet. Des weiteren steht sie in ständigem Kontakt zu WHO und den US-amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC). Das Thema hat nationale Priorität, und die brasilianische Regierung behandelt es mit der gebotenen Dringlichkeit und Transparenz.
Reisende in den vom Zika-Virus betroffenen Regionen sollten die auch andernorts gebotenen grundlegenden Vorsichtsmaßnahmen treffen. Weder WHO noch Welttourismusorganisation sprechen sich derzeit für Einschränkungen bei Reisen oder dem Handel aus; dennoch gilt besonders für Schwangere erhöhte Vorsicht, sie sollten vor einer Reise den Arzt aufsuchen und geeignete Vorkehrungen treffen, um Mücken fernzuhalten, z.B. Türen und Fenster geschlossen halten und körperbedeckende Kleidung oder Mückenspray verwenden.
Im Hinblick auf die Olympischen und Paralympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro trifft die brasilianische Regierung derzeit alle erdenklichen Vorkehrungen. Sämtliche Austragungsorte stehen unter strenger Kontrolle der Gesundheitsbehörden. Wo immer möglich, werden Wasserlöcher beseitigt, die bei Bauarbeiten entstanden sind, wo dies nicht möglich ist, wird das Wasser behandelt, damit sich dort keine Mücken mehr vermehren können. Mitarbeiter an den Austragungsorten werden etwaige Wasseransammlungen aufspüren und vernichten. Während der Spiele werden Fachleute der Gesundheitsbehörden diese Arbeiten innerhalb der Olympia-Anlagen weiterführen. Darüber hinaus werden weitere Fachleute in der Umgebung der Wettkampfbereiche und Orten mit hoher Besucherkonzentration eingesetzt.
Die Regierung und die brasilianische Bevölkerung werden alles daran setzen, das Zika-Virus zu bekämpfen, denn dies ist unser aller Pflicht. Jeder von uns wird seinen Teil dazu beitragen und all die Maßnahmen ergreifen, die notwendig sind, um die weitere Verbreitung der Mücke zu verhindern.
Mitteilung der Brasilianischen Botschaft in Berlin
Dies erscheint mir ein verständlicher Versuch zu sein, die Olympischen Spiele zu retten. Ob auch Ernst zu nehmen, sei dahingestellt. Ich kann nur die Situation in Venezuela beurteilen, nicht die in Brasilien. Und dazu kann ich nur sagen, auch bei allen erdenklichen Vorsichtsmassnahmen ist das Ansteckungsrisiko hier extrem hoch, wenn man nicht Tag und Nacht unter Sicherheitsbedingungen verbringt, die denen eines Viren-Versuchs-Labors gleichen. Dennoch würde ich, aufgrund der bisher mit Zika gemachten Erfahrungen, eine Reise in die betroffenen Gebiete nicht scheuen, auch wenn sie nicht zwingend notwendig ist. Bei normalem Verlauf sind die Symptome des Zika-Fiebers keine grosse Sache und schnell vorbei.
Eine Frau im frühen Stadium der Schwangerschaft, die hier lebt, muss mit dem Risiko klar kommen, egal wie. Am besten sie macht woanders Urlaub, bis die kritische Phase vorbei ist. Doch wer kann das schon? Doch eine schwangere Frau, die in einem anderen Kontinent lebt, sollte in der aktuellen Situation Lateinamerika um keinen Preis der Welt zu nahe kommen. Alles andere halte ich unverantwortlichen Schwachsinn. Schliesslich dauert ihre Risiko-Phase nur wenige Monate, der mögliche Schaden an ihrem Kind dagegen kann grauenvoll sein und wäre irreversibel, und Olympische Spiele gibt es alle vier Jahre wieder.