Am Samstagabend (16.) Ortszeit erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,8 auf der Momenten-Magnituden-Skala das südamerikanische Land Ecuador. Das Beben verwüstete vor allem einen rund hundert Kilometer breiten Küstenstreifen 200 Kilometer westlich der Hauptstadt Quito. Mehr als ein Drittel der insgesamt 570 Todesopfer kam aus der Küstenstadt Pedernales, die größtenteils dem Erdboden gleich gemacht wurde. Fast zeitgleich wurde Japan von einer Serie von Erdbeben erschüttert, das stärkste erreichte eine Magnitude von 7,0 auf dem in der Seismologie zur Bestimmung der Stärke von Erdbeben verwendeten Maßsystems der Datenerhebung. Das Skalenende liegt bei 10,6 entsprechend der Annahme, dass bei diesem Wert die Erdkruste vollständig auseinanderbrechen müsste. Die zeitliche Nähe dieser Katastrophen in Ecuador und Japan haben zu unvermeidlichen Vergleichen geführt, die messbaren Erschütterungen des Erdkörpers zeigen Unterschiede und trotzdem Gemeinsamkeiten.
Laut Paul Caruso, bekannter und international anerkannter Geophysiker der US-Wissenschaftsbehörde „United States Geological Survey“ (USGS) ist es noch zu früh, um eine Verbindung zwischen den beiden Phänomenen detailliert zu untersuchen. In Anbetracht dessen, dass der Abstand zwischen Japan und Ecuador 15.445 Kilometer beträgt, glauben die Experten „normalerweise“ nicht, dass es eine Verbindung von Beben von einer zur anderen Seite des Ozeans gibt. Caruso weist allerdings auf die Hypothese hin, dass ein großes Erdbeben zu einer Art Kettenreaktion auch auf große Entfernung führen könnte. Er bekräftigt seine Argumentation damit, dass beide Orte, obwohl durch Tausende Kilometer getrennt, eines gemeinsam haben: den zirkumpazifischen Feuerring (Ring of Fire)
Der hufeisenförmige Vulkangürtel umgibt den Pazifischen Ozean von drei Seiten. Mindestens zwei Drittel aller im Holozän ausgebrochenen Vulkane sind dort zu finden, 75 Prozent der weltweit tätigen Vulkan liegen dort. Auch starke Erdbeben treten entlang dieses Ringes gehäuft auf. Diese lösen bisweilen die für den Pazifik typischen Tsunamis aus. Auf dem etwa 40.000 Kilometer langen U-förmigen Ring liegen unter anderem die japanischen Hauptinseln, sowie in Lateinamerika Chile, Argentinien, Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien, Panama, Costa Rica, Nicaragua, El Salvador, Honduras, Guatemala und Mexiko. Im „Ring of Fire“ ereignen sich 90 Prozent aller Erdbeben weltweit, 80 Prozent der größten und stärksten Beben treten in dieser Region auf.
Die seismische Intensität (Epizentralintensität) des Erdbebens in Ecuador war nach Angaben der USGS fast 16 – mal stärker als die Erschütterung in Japan und trotzdem wesentlich schwächer als das Beben vor 110 Jahren vor der Küste von Ecuador und Kolumbien. Am 31. Januar 1906 löste das Beben der Stärke 8,8 auf dem Momenten-Magnituden-Skala einen Tsunami aus, der etwa 1.500 Menschen das Leben kostete. Roger Bilham, Forscher an der University of Colorado warnt, dass „unter den derzeitigen Bedingungen vier seismische Ereignisse größer als 8,0“ erwartet werden können. Sollte dies nicht der Fall sein, könnten „seismische Spannungen zu einem großen und katastrophalen Erdbeben“ führen. Seit 1900 ereigneten sich durchschnittlich 16 große Erdbeben. Dies bedeutet, dass mindestens zwei von ihnen im selben Monat passieren.
Eine der Schlussfolgerungen von José Andrade und Ares Rosakis, Mitglieder des Verwaltungsausschusses der Yachay University in Ecuador und Experten für Seismologie ist, dass Ecuador endlich mit Frühwarnsystemen für Erdbeben ausgestattet werden muss. Politische Entscheidungen in naher Zukunft sollten bedenken, dass das nächste Erdbeben dieser Größenordnung in der Umgebung in etwa 20 Jahren auftreten könnte. Ebenfalls sollte die Regierung eine neue Erdbebengerechte Baunorm erlassen, besondere Bauwerke wie zum Beispiel Talsperren sollten zudem noch zusätzlichen Auflagen unterliegen.
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