Das venezolanische Regime hat das erdölreichste Land der Welt in die schwerste Krise seit Jahrzehnten geführt. Der „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“, der den „abgewirtschafteten Kapitalismus“ überwinden sollte, hat eine ganze Nation ins Elend gestürzt. Grundnahrungsmittel und Medikamente sind immer seltener zu bekommen, die vom Regime aufgebaute potemkinsche Fassade kann die Realität schon längst nicht mehr verbergen. Immer mehr notleidende Menschen sind auf der Suche nach Maismehl, Milchpulver, Reis, Zucker, Speiseöl und Hühnerfleisch, überqueren dabei die Grenzen der Nachbarländer Kolumbien und Brasilien.
In den Städten Boa Vista (Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Roraima/Entfernung zur Grenze Venezuelas beträgt etwa 220 Kilometer) und im Verwaltungsbezirk Pacaraima direkt an der Grenze zu Venezuela wurden in den letzten Wochen Hunderte Indigene der Ethnie der Waraos aufgegriffen. Die Indios haben bereits im Mai dieses Jahres die ständige Kommission der indigenen Völker innerhalb der venezolanischen Nationalversammlung um Hilfe gebeten. Die zweitgrößte indianische Ethnie lebt im Flussdelta des Orinoco (gegenüber der Insel Trinidad) und den angrenzenden Gebieten, der Lebensraum der matrilokalen Gesellschaft wurde in der Vergangenheit bereits von mehreren modernen Einflüssen bedroht. Seit Amtsübernahme von Präsident Maduro vor drei Jahren hat der Sozialismus im südamerikanischen Land endgültig abgewirtschaftet. Lebensmittel und andere Güter werden immer knapper, vom Chaos bleiben auch die Ureinwohner nicht verschont.
Sie kommen hungrig, durstig und betteln um medizinische Versorgung. Im Gegensatz zu Haitianern und Syrern, die Zuflucht in Brasilien suchen und erhalten, werden die Waraos von der brasilianischen Bundespolizei aufgegriffen und von den Behörden abgeschoben. Die Begründung für die Ausweisung ist stets gleichlautend: „Sie haben keine rechtliche Dokumentation, um auf brasilianischem Boden zu bleiben“. Im Jahr 2014 hat das Nationale Komitee für Flüchtlinge (CONARE) 160 Flüchtlinge aus Venezuela registriert, 2015 insgesamt 868 und im Vorjahr bereits 1.240 (Anstieg von 442%). „Wir wissen, dass die Krise im Nachbarland und die Folgen schrecklich für die Ärmsten der Armen ist. Wir sind sehr besorgt über den Mangel an Unterstützungsaktionen hinsichtlich der Aufnahme unserer kleinen Brüder. In einem Dreiländereck sollte der Staat bereit sein, ankommende Migranten aufzunehmen und zu unterstützen“, klagt Telma Lage, Koordinatorin des Zentrums für Migration und Menschenrechte (CMDH) in Roraima. Aus ihrer Sicht ist die Abschiebung der venezolanischen Ureinwohner „eine schlechte und ineffiziente Politik“.
Viele der Waraos betreten Brasilien auch mit einem Touristenvisum für 30 Tage. Normalerweise halten sie sich zwei Wochen lang in Boa Vista auf, betteln um Geld und verkaufen Kunsthandwerk. Wenn sie in den Bundesstaat Delta Amacuro zurückkehren, werden sie von venezolanischen Grenzbeamten kontrolliert. „Viele Male nehmen sie uns alles ab, was wir in Boa Vista sammeln oder erwerben konnten. Manchmal haben wir Glück und sie lassen uns passieren, vielen wird jedoch Mehl, Zucker und Reis abgenommen – das ist sehr traurig“, klagt der 27-jährige Ylmele González.
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