Jammerschade um meine 20 Jahre lang unverbaute Rundsicht über die Küstenebene, aber immerhin so lange genossen. Dasselbe gilt für das Superhaus, davon blieb nur noch ein Schutthaufen.
Das Türmli lag in der vierten Etage. Das kennen alle meine Leser, es war mir Schlafzimmer und Internet-Zentrale; es wirbelte 40 m hinunter und 40 m hinaus in die Küstenebene, Gott sei Dank ohne mich. Meine Freundin Ata aber musste ich opfern.
Die Zimmer waren kleine Kunstwerke; die Möbel hatte ein Liebhaber aus Rattan geflochten. Unterdessen rieben sich zwei Kontinentalschollen aneinander, bis sie die Spannung nicht mehr aushielten und mit unvorstellbarer Wucht explodierten.
Wegen der seltenen Stimmung hatte ich vor dem Beben noch ein Bild der Hauptstadt aufgenommen; eine Minute später verdeckte ein braunes Nebelmeer aus Staub hunderttausende von Verschütteten.
Auch mein Haus konnte nicht widerstehen, das fürchterliche Ergebnis muss man auf Google-Earth nachsehen. Dort sieht man auch ein neues Tal, das beim Epicenter Tiburon schnurgerade in zwei Hälften zerspaltet.
Wir suchen in einer Gruppe von Nachbarn Zuflucht unter freiem Himmel, von wo ich nach zehn Tagen ohne Dach evakuiert werde. Die andern haben nicht das Privileg eines Schweizers und müssen noch lange im Freien bleiben. Ich aber landete nach etwa sechs Wochen in der Schweiz und sehe Frau und Kind wieder. In wenigen Tagen fliege ich zurück nach Haiti, das sich die Karibikinsel Hispaniola mit der Dominikanischen Republik teilt. Für latina press werde ich in meiner Kolumne SWISSFOT LIVE AUS HAITI exklusiv über meinen Neuanfang im zerstörten Karibikstatat berichten.
Photo copyright©by Otto Hegnauer/latina press
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