Ecuador: Neuer Botschafter ist ein Fan Deutschlands

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Diego Morejón Pazmiño (rechts) ist Ecuadors neuer Botschafter in Deutschland (Fotos: .cancilleria.gob.ec/Latinapress)
Datum: 20. Juli 2016
Uhrzeit: 12:21 Uhr
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Es gäbe einiges zu reparieren in den Beziehungen zwischen Deutschland und Ecuador, nichts Besorgniserregendes, es gehe um ein neues (oder altes?) Verständnis von Kooperation, basierend auf Respekt und der Bereitschaft zum Dialog im gegenseitigen Interesse, darin sehe er die Herausforderungen seines Amtes. 1985 kam Diego Morejón zum ersten Mal nach Deutschland, war zwei Jahre Dritter Sekretär der Botschaft von Ecuador in Bonn und blieb als ihr Zweiter Sekretär bis 1989. Er war beeindruckt von Deutschlands stabiler Demokratie und den großen Politikern dieser Ära. Der junge Diplomat erlebte eine Begegnung zwischen Helmut Kohl, François Mitterrand und dem damaligen spanischen Ministerpräsidenten Felipe González, bei der es bereits damals um die Zukunft Europas ging, über alle linken und rechten Grenzen hinweg.

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Diego Morejón hat Politik- und Sozialwissenschaften studiert und ist Doktor der Rechtswissenschaften, parteilos, ein Mann des liberalen Konsens, ohne dabei eigene Positionen aufzugeben; wie geschaffen für die Ämter, die er im Außenministerium seines Landes und als dessen Vertreter bei den Vereinten Nationen bekleidete, als Vorsitzender des UN-Entkolonialisierungsausschusses oder als Generaldirektor für Migration und Ausländer sowie Integrationspolitik. Ein diplomatisches Kunststück, mit dem der damalige Außenminister Ecuadors, dessen Kabinettschef Diego Morejón zwischen 1990 und 1992 war, Chiles junger Demokratie über eine gewaltige Klippe half, brachte ihm den Nationalen Verdienstorden Bernardo O’Higgins ein – und den Posten des Ersten Botschaftssekretärs in Santiago von 1992 bis 1993. Diego Morejón erinnert sich gern an diese kurze Zeit bei den lateinamerikanischen Nachbarn, die es ihm leicht machten, sich heimisch zu fühlen. Diego Morejón trägt allerdings auch den Nationalen Verdienstorden Erster Klasse der Bundesrepublik, und er ist sehr stolz darauf – nicht auf den Orden an seiner Brust, sondern auf das, was er dafür geleistet hat.

„Deutschland und Ecuador können auf eine lange Tradition freundschaftlicher Beziehungen zurückblicken, und ich freue mich, dazu beigetragen zu haben. Die deutsche Schule in Quito, die ich selbst besuchte – als Kind eher widerstrebend und zweifelnd, ob ich jemals mit dieser deutschen Sprache etwas anfangen könnte – feiert im nächsten Jahr ihr 100jähriges Bestehen, und sie ist wie ein Symbol dieser langen Tradition, die wir nicht aufs Spiel setzen dürfen. Ich habe Deutschland vor und nach der Mauer erlebt, ich erinnere mich an ein absurdes Visum, das mich zu einem sechsstündigen Aufenthalt in Ost-Berlin berechtigte. Aber ich erinnere mich auch an die Lehrerinnen meiner Söhne in einer Pankower Schule, die sie nach dem Umzug unserer Botschaft aus Bonn nach Berlin besucht haben. Wunderbare Frauen, die etwas von Erziehung verstanden und die nach der Wiedervereinigung weniger Geld bekamen als ihre Kolleginnen im Westen.

Ich bin ein Fan Deutschlands, meine Söhne sind in Bonn und Berlin geboren, der Älteste möchte gern deutscher Staatsbürger werden, der jüngste bei Hertha spielen, aber ich bin Ecuadorianer, und mein Chef ist die Diplomatie. Ich bin hier, um unser gegenseitiges Vertrauen zu erneuern. Wir brauchen Kooperation, wie unser Präsident Rafael Correa sagt, aber sie muss eine neue Qualität erreichen. Auf der Basis von gegenseitigem Respekt, wie in den ‚guten alten Zeiten’ von Vertrauen und Demokratie.

Nicht solche wie für unsere Initiative Yasuní-ITT, an der ich selbst einige Monate als Koordinator beteiligt war. Ecuador hatte sich verpflichtet, die gewaltigen Erdölvorkommen von 846 Millionen Barrel im Nationalpark Yasuní, einem der artenreichsten Orte der Welt, Biosphärenreservat der UNESCO seit 1989 und Lebensraum der letzten zwei indigenen Völker, die in freiwilliger Isolation leben, auf unbestimmte Zeit nicht anzutasten und auf 50% der Einnahmen, die durch die Förderung des Erdöls erwirtschaftet würden, zu verzichten.

Dafür ersuchten wir die internationale Gemeinschaft um die Bereitstellung der restlichen 50%, die etwa 3,6 Millionen US-Dollar betrugen, die in den Treuhandfonds Yasuní-ITT eingezahlt und in Zusammenarbeit mit dem UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) verwaltet werden sollten, um unsere Initiative zum Klima- und Naturschutz zu unterstützen. Das Fondskapital sollte u.a. in erneuerbare Energien investiert werden. Einige Länder waren dabei, auch Deutschland in gewisser Weise, wenn auch nicht beim Treuhandfonds, aber es kam nicht genug zusammen, so dass Ecuador im vergangenen Jahr mit der Förderung von Erdöl im Yasuní Park begonnen hat. So lange wir auf Unterstützung der Weltgemeinschaft warteten, so schnell war sie mit ihrer Kritik an unserer Entscheidung.“

Diego Morejóns Arbeitsfeld ist nun wieder – nach einigen Jahren interessanter und anspruchsvoller Arbeit bei den Vereinten Nationen („Die Vereinten Nationen sind eine gute Schule, die ich jedem angehenden Diplomaten empfehlen kann“) – die bilaterale Kooperation, die es zu aktivieren gilt.

„Ecuador hat die natürlichen Ressourcen, Wind, Wasser und Sonne, Deutschland die Technologien und auch die Universitäten, an denen Studenten aus Ecuador lernen können, diese Technologien zu beherrschen. Es ist absurd, dass die meisten Absolventen der drei deutschen Schulen, die wir in Ecuador haben, zum Studium in die USA gehen.“

Es war kein Interview, es war kein Gespräch, es war ein Vergnügen, eine unterhaltsame Lektion in Diplomatie, Realpolitik, über Kooperation und Menschenrechte. Drei Stunden rund um die Welt unter einem Ölgemälde von Friedrich Georg Weitsch (1810), das Alexander von Humboldt mit dem französischen Botaniker Aimé Bonpland am Chimborazo zeigt. Das Original hängt im Schloss Bellevue.

„Bis zum nächsten Mal“, sagt der Botschafter, die Hand an der Stelle, wo manchmal der Orden sitzt, und mit Blick auf Humboldt am Chimborazo.

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