Gute Beziehungen zur brasilianischen Regierung haben den familiengeführten Mischkonzern Odebrecht zu einem der größten nichtstaatlichen Unternehmen Lateinamerikas gemacht. Der einstige Vorzeigekonzern, dessen Wurzeln auf den deutschen Einwanderer und Kartografen Emil Odebrecht zurückgehen, ist inzwischen zum Symbol der Korruption im größten Land Südamerikas geworden. In schon auffälliger Regelmäßigkeit hatte der Konzern unter anderem Ausschreibungen in der Dominikanischen Republik, Kuba, Angola, Venezuela und Peru „gewonnen“. Den vorläufigen Höhepunkt im Niedergang des Imperiums markiert ein Gerichtsurteil vom 8. März 2016, mit dem Bundesrichter Sérgio Fernando Moro den ehemaligen CEO Marcelo Bahia Odebrecht zu 19 Jahre und vier Monate Haft verurteilt hat. Am Samstag (8.) teilte die gewöhnlich sehr gut unterrichtete Zeitung „O Estado de São Paulo“ mit, dass Patriarch Emilio Odebrecht persönlich und mit einem Team von Anwälten und Führungskräften Gespräche über ein Kooperationsabkommen mit den Behörden führt.
Demnach hat Emilio Odebrecht mit seinem Team das Windsor Plaza Hotel in Brasília als sein Büro für die Verhandlungen festgelegt. An den Gesprächen nehmen etwa 53 Führungskräfte des Konzerns teil. „O Estado de São Paulo“ veröffentlichte ihren Bericht auf der Titelseite mit einer Reihe von Fotografien, die Emilio Odebrecht in einem Flügel des Hotels zeigen. Da in die Gespräche mit den Behörden auch Alexandrino de Alencar, ehemaliger Direktor für institutionelle Beziehungen (in der Regel mit dem ehemaligen brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva) involviert ist, wird bereits jetzt über dessen Aussagen spekuliert.
Marcelo war in elf Fällen des Verbrechens der Bestechung und in fünfzig Fällen der Geldwäsche für schuldig befunden worden. Neben ihm wurden auch ehemalige Direktoren von Petrobras für bis zu 30 Jahre hinter Gitter geschickt. Odebrecht war laut Richterspruch mit seinem Unternehmen unmittelbar in das Korruptionsnetz involviert, erhielt „undurchsichtige“ Aufträge im Wert von über drei Milliarden US-Dollar – dafür flossen Hunderte Millionen US-Dollar an Schmiergeldern. Laut Richter Moro beliefen sich alleine die illegalen Zahlungen an Petrobras-Beamte auf über 30 Millionen US-Dollar, weitere „Begünstigte“ erhielten 35 Millionen US-Dollar. Die Staatsanwalt sah es als erwiesen an, dass der als „das Hirn“ bezeichnete Odebrecht „von jeder Bewegungen innerhalb der Firma wusste“.
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