Der südamerikanische Binnenstaat Bolivien leidet unter der schlimmsten Dürre seit 25 Jahren. In acht der neun Departementos ist die landwirtschaftliche Produktion eingebrochen. Besonders in der Region Santa Cruz (Osten), in der Land- und Forstwirtschaft sowie die Verarbeitung der land- und forstwirtschaftlichen Produkte wirtschaftlicher Schwerpunkt sind, macht sich Hoffnungslosigkeit bei Tausenden von Bauern breit. Am Montag (21. November) hat die Regierung von Präsident Evo Morales den „nationalen Notstand“ erklärt. Tausende Einwohner der bolivianischen Städte La Paz und El Alto demonstrierten gegen Wassermangel in beiden Städten und forderten den Rücktritt von Ministerin Alexandra Moreira. Gletscher in den umliegenden Anden sind der Schlüssel für die Wasserversorgung, das inzwischen verlassene Skigebiet Chacaltaya zeugt von der dramatischen Situation.
Chacaltaya ist ein Berg in der bolivianischen Cordillera Real mit zwei Gipfeln (Bergstation des ehemaligen Skilifts 5.395 Meter, Nachbargipfel 5.421 Meter über dem Meeresspiegel). Über Jahre galt die Region als das höchstgelegene Skigebiet der Welt. Aufgrund der Erderwärmung ist der Gletscher in den letzten Jahren geschrumpft und seit 2009 völlig verschwunden. Es gibt nur noch eine kleine kurze Piste mit den verrosteten Überresten eines Handschlepplifts. „Früher habe ich hier als Kind stundenlang im Schnee gespielt, bis meine Augen und Ohren vor Kälte und der Höhe schmerzten“, erinnert sich einer der Einheimischen. Vor über zehn Jahren fuhren Wintersportler sieben oder acht Monate im Jahr Schlitten und Ski, das Chacaltaya Skigebiet vermittelte den Bolivianern einen europäisch angehauchten Geschmack von Après-Ski im Herzen der Anden. Heute erinnert das Szenario an ein verlassenes Filmset. Die Bar im Ort wurde schon lange aufgegeben, auf einem rostigen Schild steht: Club Andino Boliviano.
Eine aktuelle Studie des „Stockholm Environment Institute“ belegt, dass die Temperatur in der Region zwischen 1976 und 2006 um ein halbes Grad Celsius gestiegen ist. Ein halbes Grad klingt vielleicht nicht viel, aber für die umliegenden Bewohner bedeutete dies, dass der Gletscher buchstäblich vor ihren Augen verschwunden ist. „Wir warnten die Menschen bereits in den achtziger Jahren, aber niemand hörte uns zu und die Katastrophe wird jedes Jahr schlimmer. Wenn es schneit, ist der Schnee voll von fettigen und schwarzen Substanzen. Die Rückstände von Hunderttausenden von Dieselfahrzeugen in der Nähe von La Paz haben zum Schmelzen des Gletschers beigetragen“, klagen Bewohner der Region.
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