Im Zuge der „Operação Lava Jato“ ist Marcelo Odebrecht am 19. Juni 2015 von der brasilianischen Bundespolizei „Policia Federal“ verhaftet und wenig später zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Das führende brasilianische Unternehmen beim Export von Dienstleistungen, insbesondere in andere Schwellen- und Entwicklungsländer, ist in ein gigantisches Netzwerk von Wirtschaftskriminalität, Beamtenbestechung, Geldwäsche und Preisabsprache verwickelt. Nachdem der Generalstaatsanwalt von Brasilien am Montag (19.) Zeugenaussagen von 77 ehemaligen Führungskräften des Konzerns an den Obersten Gerichtshof des südamerikanischen Landes übergeben hat, verstärkt Odebrecht selbst seine Bemühungen zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit.
Bereits vor Monaten wurden brisante Details innerhalb der Beziehungen zwischen Odebrecht und der Nationalen Entwicklungsbank Brasiliens (BNDES) bekannt. Nur zwischen 2007 und 2014 hat das Institut Darlehen in Höhe von acht Milliarden US-Dollar an die Länder gewährt (unter anderem Kuba, Dominikanische Republik, Venezuela, Ghana und Angola), in denen Odebrecht Ausschreibungen gewann und für die Realisierung der Projekte verantwortlich zeichnete. Dem Prozessgericht in Brasilien selbst fehlt es an Zugriffsmöglichkeiten auf Zeugen, die ihren Wohnsitz außerhalb des Hoheitsgebiets des Prozessstaates haben. Vor allem das venezolanische Regime ist nicht daran interessiert, Licht in das von Parteiklüngel, Vetternwirtschaft und Machtspielchen durchwirkte kriminelle Dunkel zu bringen.
Odebrecht hat nun einen direkten Kommunikationskanal für Mitarbeiter des Unternehmens eingerichtet, in dem die Arbeiter oder Angestellten anonym und damit ohne Angst vor Repressalien „ungewöhliches Verhalten“ oder „korrupte Praktiken“ im Unternehmen melden können. Die Ethik-Richtlinie „Línea de Ética“ wurde in allen Ländern eingerichtet, in denen der Konzern tätig ist. Brasiliens Volksheld und ermittelnder Bundesrichter Dr. Sérgio Fernando Moro hat bereits auf die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Justiz reagiert und die Freilassung von zwei Führungskräften von Odebrecht, die seit März in Untersuchungshaft sitzen, veranlasst (Olivio Rodríguez Júnior und Luis Eduardo Soares da Rocha).
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