Es ist schon Mitte Mai, und meine Freunde und Leser haben immer noch nichts gehört von uns. Von den e-Mails ganz zu schweigen, da wird die Zeit nicht reichen, alle zu lesen, geschweige denn zu beantworten. Schon zweimal hatte ich einen dienstfertigen Nachbar gebeten, den Provider zu suchen und sich um die Verbindung zu bemühen, für mich ist das zu beschwerlich, angesichts meiner Kletterfähigkeit. Und eine solche ist fast nötig, um da hinunterzusteigen. Wie bekannt, ist hier alles etwas schwieriger als anderswo, man macht es so, um mehr raus zu gaunern. Ich gab ihm 100 US$ mit, in der Meinung, das würde für die Verbindung des laufenden Monats genügen. Die hatte vorher 50 Dollar gekostet. Das erstemal beschied man dem Boten, er müsse meine Identitätskarte mitbringen, als Beweis, dass sein Anliegen rechtens sei, er hätte ja eine Verbindung für Ben Laden schaffen können, oder ähnlich.
Nach etlicher Zeit kehrte er erneut zurück mit der Schockmeldung, das Geld reiche nicht, die wollten jetzt mehr. Die 60 $ seien für jeden Monat zu bezahlen, auch die die ich nicht da war, da der Vertrag weitergelaufen sei. Das war „starker Tabak“, und ich beschloss selber hinzugehen, in Begleitung von Ulli. Tatsächlich versuchten die Gauner, uns ein drittes mal heimzuschicken, da wir das Modem hätten mitbringen müssen. Ich war schon recht laut am Ausrufen, da kam mir Ulli zu Hilfe und verlangte von den verdutzten Damen auf englisch, sofort den General Manager zu sprechen, der sei natürlich nicht da, und er, Ulli, er sei der Konsul von Indien. Was diese Notlüge Wunder wirkte, das hätten Sie sehen sollen! Blitzschnell war alles abgefertigt, und wir mussten an der Kasse 60 Dollar bezahlen, für einen einzigen Monat, das Gerät sei jetzt angeschlossen und ab sofort betriebsbereit.
Mein Fehler war natürlich, das zu glauben, wieder einmal. Denn die Verbindung war zwar da, aber das Internet kam immer noch nicht. Ich versuchte es während einiger Stunden – bis der letzte Strom der Computerbatterie auch noch verglimmt war. Da heute Samstag ist, werden wir es wohl oder übel montagfrüh nochmals versuchen müssen. Dann ist es endlich Zeit, sich um anderes zu kümmern, wie das in Paris gestohlene Bankheft und das zugehörige Konto, unser Auto und unser einstiges Haus. Zuerst lege ich mich mal aufs Bett und mache Siesta, wieder einmal denke ich über Haiti und die Dominikanische Republik nach.
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