Militärdiktatur: Volkswagen arbeitet seine Vergangenheit in Brasilien auf

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Gedenktafel für die Oper der Militärdiktatur in Brasilien (Foto: Volkswagen)
Datum: 15. Dezember 2017
Uhrzeit: 10:08 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Volkswagen hat am Donnerstag (14.) die Ergebnisse der von Prof. Dr. Christopher Kopper von der Universität Bielefeld, Deutschland, durchgeführten Studie über die Zeit des brasilianischen Militärregimes. Der renommierte Historiker wurde 2016 vom Vorstand des Volkswagen Konzerns beauftragt, die Rolle des Unternehmens im Zeitraum von 1964 bis 1985 zu untersuchen. Volkswagen ist damit der erste Autohersteller in Brasilien, der seine Geschichte während dieser Zeit aufarbeitet. Die Volkswagen AG stellt die Forschungsergebnisse auf ihrer Homepage in den Sprachen Deutsch, Englisch und Portugiesisch zum Download zur Verfügung.

Vor dem Hintergrund der vor der Nationalen Wahrheitskommission im Jahr 2014 getätigten Aussagen ehemaliger Mitarbeiter führte Volkswagen zunächst interne historische Recherchen durch, ehe es den externen Gutachter Prof. Dr. Christopher Kopper beauftragte, in einer unabhängigen wissenschaftlichen Studie die Rolle des Unternehmens während des brasilianischen Militärregimes zu untersuchen. Basis seiner Forschungsarbeit waren die Bestände der Unternehmensarchive der Volkswagen AG in Wolfsburg, Deutschland und der Volkswagen do Brasil. Daneben wurden von Professor Kopper staatliche brasilianische Archive besucht und Befragungen von Zeitzeugen durchgeführt.

Vor dem Hintergrund der wissenschaftlich ausgewerteten Quellen kommt Professor Kopper zum Ergebnis, dass „eine Zusammenarbeit zwischen einzelnen Mitgliedern des Werkschutzes von Volkswagen do Brasil und der Politischen Polizei (DOPS) des früheren Militärregimes stattgefunden hat. Aber es konnten jedoch keine klaren Beweise gefunden werden, dass die Zusammenarbeit auf einem institutionellen Handeln seitens des Unternehmens basiert.“ Kopper führt weiter aus, dass ein unternehmerischer und kultureller Wandel 1979 und in den frühen 1980er Jahren einsetzte, als Volkswagen do Brasil mit der Einrichtung eines Betriebsrates zu einem Vorreiter der betrieblichen Mitbestimmung in Brasilen wurde. Als Novum erfolgte dort 1982 eine Betriebsratswahl in einem geheimen Wahlverfahren, das auch Gewerkschaftsmitglieder nicht mehr benachteiligte.

Aus der Vergangenheit lernen

Als Zeichen der moralischen Anerkennung der Geschehnisse und als Signal zur weiteren Stärkung der Menschenrechte wird auf dem Betriebsgelände in São Bernardo do Campo eine Gedenktafel für die Opfer des Militärregimes enthüllt. Eine langfristige Maßnahme zur Stärkung der brasilianischen Demokratie ist zudem der Beginn von Kooperationen mit Menschenrechtsorganisationen.

Die erste Kooperation erfolgt mit dem Afro-Brasilianischen Kulturinstitut Francisco Solano Trindade, welches im Rahmen der Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes lokale Projekte für Kinder und Jugendliche durchführt. Weitere Kooperationen mit anderen Instituten befinden sich momentan in Abstimmung.

„Volkswagen hat eine historische und emotionale Verbindung mit Brasilien und den Brasilianern. Wir sind seit 65 Jahren in Brasilien aktiv und eng mit dem Land verbunden. Mit unseren Kooperationen unterstreichen wir nicht nur unser Bekenntnis zu Brasilien, sondern wollen auch Werte wie Menschenrechte und soziale Verantwortung stärken“, versichert Pablo Di Si, Präsident und CEO von Volkswagen für die Region Südamerika und Brasilien.

Auch in Deutschland werden die Ergebnisse der Forschungsstudie unternehmensweit Anwendung finden. Neben der Integration in künftige, unternehmenshistorische Publikationen wird die Geschichte von Volkswagen in Brasilien auch in der Aus- und Weiterbildung des Unternehmens entsprechenden Raum finden.

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