Eine gezielte Landnutzungsplanung könnte den Konflikt zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Naturschutz mindern. Wissenschaftler der Universität Göttingen, des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und der Universität Münster haben weltweite Datensätze ausgewertet – einerseits zur Verbreitung und zu den ökologischen Anforderungen tausender Tierarten, anderseits zur landwirtschaftlichen Produktion der weltweit wichtigsten Feldfrüchte. Ihre Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Global Change Biology erschienen.
In der Regel führt eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion zum Verlust von Artenvielfalt und Ökosystemfunktionen auf den betroffenen Ackerflächen. Was aber passiert, wenn das landwirtschaftliche Wachstum auf Gegenden beschränkt ist, in denen weniger Tierarten gefährdet sind? Die Wissenschaftler untersuchten, ob eine derartige gezielte Landnutzungsplanung die globalen Artenverluste verringern würde. Sie fanden heraus, dass durch eine weltweite Optimierung des Anbaus rund 88 Prozent des berechneten zukünftigen Artenverlusts vermieden werden könnten.
„Dies setzt allerdings voraus, dass artenreiche Länder – vornehmlich in den Tropen – primär für den Schutz natürlicher Ressourcen verantwortlich wären und in ihren Produktionsmöglichkeiten und den damit zusammenhängenden ökonomischen Vorteilen eingeschränkt wären“, erläutert Erstautor Lukas Egli von der Universität Göttingen und dem UFZ. Dies betrifft in erster Linie Länder, die stark von der Landwirtschaft abhängig sind. „Ohne internationale Abkommen, die diese Interessenskonflikte lösen könnten, ist eine globale Optimierung unwahrscheinlich. Sie würde möglicherweise zu sozioökonomischen Abhängigkeiten führen.“
Bereits zehn Länder könnten den weltweiten Biodiversitätsverlust um ein Drittel reduzieren, wenn sie der Empfehlung der Forscher auf nationaler Ebene folgen. Wenn jedes Land dies täte, ließen sich 61 Prozent des absehbaren Artenverlusts verhindern. „Länder wie Indien, Brasilien oder Indonesien hätten das größte Potenzial, um die globale Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten“, so Dr. Carsten Meyer vom Forschungszentrum iDiv und der Universität Leipzig. „Leider sind diese Länder oft von Landnutzungskonflikten und teilweise schwachen Institutionen geprägt, was eine solche Optimierung erschwert. Hier sind gezielte Anreize nötig, um die Landnutzungsplanung ganzheitlicher und nachhaltig zu gestalten.“
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