Streik: Verluste von mehr als 2,80 Milliarden US-Dollar – Update► Seite 3

Update

Nach dem Terminal in Brasília ist jetzt auch der Recife International Airport ohne Kerosin zum Auftanken von Flugzeugen. Mit einer übermäßigen Abhängigkeit vom Straßentransport ist das Land zu einer Geisel für Gruppen und Unternehmen geworden, die in diesem Sektor tätig sind. Dies ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert – aber jetzt beginnt die Situation gefährliche Grenzen zu überschreiten. Die Hilflosigkeit einer Regierung, die von den Lkw-Fahrern überrascht wurde, zeugt von akuter politischer Schwäche. Die Bundesregierung hat per Präsidialdekret soeben beschlossen, die Streitkräfte dazu zu benutzen, die von Lkw-Fahrern blockierten Straßen zu räumen. Der Kommandant der Armee, General Eduardo Villas Bôas, ordnete die sofortige Mobilisierung in allen Bundesstaaten an. Laut einem Abgeordneten wurde das Heereskommando von der Präsidentschaft noch nicht formell informiert, die im ganzen Land verstreuten Männer der verschiedenen Bataillone sind bereits mobilisiert worden. „Das am Donnerstagabend unterschriebene Abkommen darf von einer radikalen Minderheit nicht ignoriert werden. Sie sind für die Nichteinhaltung des Abkommens verantwortlich. Ich warne davor: die Regierung wird den Mut haben, ihre Autorität auszuüben“, so Präsident Temer in einer live übertragenen Rede.

Inzwischen sind zehn Flughäfen, die von Infraero betrieben werden, ohne Treibstoff: Palmas, Goiânia, Maceió, Recife, Vitória, Carajás (PA), São José dos Campos (SP), Uberlândia (MG), Ilhéus (BA), Juazeiro do Norte (CE). Brasilia Airport meldet elf abgesagte Flüge. Die jüngsten Absagen: Flug 6342 von Latam, der um 12:00 Uhr von Brasilia nach João Pessoa (PB) starten sollte und Brasilia/Confins (Belo Horizonte), Flug 3964, geplant für 13:25 Uhr. Die drei Befehlshaber der Streitkräfte – Armee, Marine und Luftwaffe – treffen sich zu diesem Zeitpunkt im Verteidigungsministerium, um den Einsatz von Truppen in der Operation zu planen, die am frühen Freitag von Präsident Michel Temer angeordnet wurde. Update am Brasilia International Airport: Seit Mitternacht wurden 30 Flüge storniert, die Liste enthält vier Latam-Flüge, die in der letzten Stunde ausgefallen sind: 3860 (Recife), 3552 (Imperatriz), 3964 (Confins) und 3776 (Aracaju).

Das US-Außenministerium hat eine Warnung für Reisende nach Brasilien ausgesprochen. Alle stornierten Flüge in Brasília sind hier abrufbar. Bis 18:00 Uhr Ortszeit ist die Anzahl der annullierten Flüge von 15 auf 49 gestiegen. Anlässlich des Einsatzes der Armee befürworten die Streikführer inzwischen das Ende der Blockaden. Von 938 Straßensperren im ganzen Land wurden in den letzten Stunden 419 entfernt. Während viele Lkw-Fahrer den Streik aufgeben, blockieren zahlreiche am Streik eigentlich unbeteiligte Motorradgruppen die Straßen.

Update, 26. Mai

Die Regierung erwartet eine Demobilisierung innerhalb von 24 Stunden. Aktuell begleitet die Armee Lastwagen, elf Infraero-Flughäfen haben keinen Treibstoff. In Rio de Janeiro wird der Busverkehr in den drei Express-Korridoren (Transoeste, Transcarioca und Trans Olympic) auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Inzwischen ist offensichtlich, dass es sich nicht um einen Streik der LKW-Fahrer handelt. Speditionen sind für das Chaos verantwortlich und Fahrer mit eigenen Lastkraftwagen, die nicht an der Blockade teilnehmen und ihre Lieferungen ausführen wollen, werden gehindert und sogar verprügelt. „Kein einziger Fahrer streikt – wir wurden von den Speditionen angewiesen. Wenn wir nicht mitmachen, werden wir entlassen“, so Manuel Pinheiro im Gespräch mit Agência latinapress.Elf Flughäfen bleiben am Samstag ohne Treibstoff, bei vier anderen besteht die Gefahr, dass der Treibstoff in den nächsten Stunden ausgeht.

Flughäfen ohne Treibstoff – aktueller Stand:

Carajás
São José dos Campos
Uberlândia
Ilhéus
Palmas
Goiânia
Campina Grande
Juazeiro do Norte
Recife
Maceió
Vitória

Fast kein Kerosin mehr – aktueller Stand:

Navegantes
Cuiabá
Aracajú
Petrolina

Brasília Airport storniert am Samstag 40 Flüge: Liste Auch den sechsten Tag in Folge sind zahlreiche Bundesstraßen und Autobahnen blockiert, in den Supermärkten wird die Ware knapp. Wegen Treibstoffmangel hat der Bürgermeister von Manaus (Amazonas) den Ausnahmezustand verhängt. Auf dem Carajás-Flughafen in Parauapebas und in São Luís (Maranhão) wurden mehrere Flüge nach Brasília und São Paulo storniert. In São Paulo sind 99% der Tankstellen ohne Kraftstoff, eine Normalisierung kann bis zu 7 Tage dauern. Am internationalen Flughafen Recife-Guararapes / Gilberto Freyre wurden am Samstag 13 Flüge wegen Treibstoffmangels abgesagt. In Salvador sind 50% der Busflotte nicht im Umlauf. Die Regierung hat angekündigt, 544 Straßensperren im ganzen Land entfernt zu haben. Nach gerichtlicher Anordnung werden landesweit Tankstellen befüllt, Tankwagen werden vom Militär begleitet. Der Trucker-Streik lähmt die Produktion von Zucker und Ethanol in Kraftwerken in der Region Presidente Prudente (SP). Die Regierung wird Geldstrafen von bis zu 25.000 US-Dollar pro Stunde verhängen, um den Streik einzudämmen. Dies gilt auch für Blockaden, welche die Verkehrssicherheit gefährden.

Bis 14:00 Uhr Ortszeit wurden in ganz Brasilien 90 Flüge aufgrund von Treibstoffmangel an Flughäfen gestrichen (Latam (47, Avianca 27 und Azul 15). Der Flughafen in Brasilia erhielt heute Nachmittag nach 30 Stunden ohne Treibstoff vier Kerosin-LKWs. Diese Kraftstoffmenge macht nur 5% der Reserven des Airports aus. In Bahia haben die Geflügelfarmen keine Nahrung mehr, über 50.000 Hühner sind verendet. Präsident Temer unterzeichnet ein Dekret, das es der Regierung erlaubt, die Kontrolle über LKWs zu übernehmen. Auf der Insel Fernando de Noronha gibt es trotz Rationierung kein Flaschengas mehr. Die Regierung fordert die Verhaftung der Unternehmer, die hinter dem nationalen Streik der Lastwagenfahrer stehen. Die Anzahl der Flüge, die am Flughafen Brasília storniert wurden, beträgt 58 – Landesweit 101.