Lateinamerika steht nach den 70er und 80er Jahren vor der dritten Wahlwelle in diesem Jahr. In den meisten lateinamerikanischen Ländern finden 2018 Wahlen statt, die den politischen Kurs in der Region verändern könnten. Die Ergebnisse all dieser Urnengänge sind nicht sehr ermutigend, da die Demokratie in Lateinamerika unter einer Zeit der Dekadenz leidet, in der ihre Werte keine Maxime für die Mehrheit der Bürger darstellen.
Laut dem Weltwirtschaftsforum „hat Lateinamerika heute das Rekordtief bei der Unterstützung der Bürger für die Demokratie erreicht“. Von der Gesamtbevölkerung Lateinamerikas unterstützen nur 57,8 Prozent diese Herrschaftsform. Trotz der Tatsache, dass diese Zahl die Hälfte der Bevölkerung übersteigt, ist es gelinde gesagt besorgniserregend.
Darüber hinaus führt das Verständnis der Bürger für den Begriff „Demokratie“ zu Missverständnissen über die Realität seiner Bedeutung. Die Vorstellung, dass alle Länder in denen Regierungswahlen stattfinden demokratisch sind, ist weit verbreitet und falsch. Es ist sicherlich eine Grundvoraussetzung für die Existenz der Demokratie, aber es reicht nicht aus, wenn andere Grundwerte wie die Meinungsfreiheit nicht gewährleistet sind.
Bürgerbeteiligung in der Politik ist die soziale Aktivität, die die Gesundheit der Demokratie in der Region bestimmt. Dies kann dank zweier Variablen untersucht werden: dem Vertrauen der Bürger in die Wahlen und dem Vertrauen in die politischen Parteien. Das Vertrauen in die Wahlen hat einen historischen Tiefstand erreicht. Seit 2004 ist dieses Vertrauen von 61,2 Prozent im Jahr 2004 auf 39,2 Prozent im Jahr 2017 gesunken. Demnach vertrauen 60,8 Prozent aller Lateinamerikaner den Wahlen in ihrem Land nicht.
Andererseits ist auch das Vertrauen in die politischen Parteien nicht viel besser. Nur 17,5 Prozent der Befragten glauben an politische Parteien. Von allen lateinamerikanischen Ländern sind Uruguay und die Dominikanische Republik die Länder, in denen die Bürger ihren politischen Parteien am meisten vertrauen. Das Land, das ihnen am wenigsten vertraut, ist Guatemala.
Laut der Studie „Die politische Kultur der Demokratie in Amerika 2016/17“ ist „die Anwendung von Gewalt in Lateinamerika legitimiert“. Dies liegt an den Hauptproblemen, die die Region derzeit aufweist: anhaltende wirtschaftliche Instabilität, anhaltende Kriminalität und die Beteiligung politischer und sozialer Eliten an der Korruption. All dies hat zu einem allgemeinen Vertrauensverlust in das Gesetz geführt, im Gegensatz zu einer Zunahme bei den korrupten und kriminellen Eliten. Insbesondere im letzten Jahr ist die Unterstützung für diese Gruppen um 5% gestiegen. Diejenigen, die das Wachstum korrupter und krimineller Gruppen unterstützen, sind jung, haben ein niedriges Bildungsniveau und befinden sich innerhalb der wirtschaftlichen Armutsgrenze.
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