In Kolumbien entsteht der größte Tropenwald-Nationalpark der Welt. Wie Präsident Santos am Montag bekanntgeben wird, wird der Nationalpark Serranía del Chiribiquete in der gleichnamigen Tafelberg-Landschaft im Süden des Landes um 1,5 Millionen Hektar erweitert. Er erreicht dadurch eine Gesamtfläche von 4,3 Millionen Hektar und wird etwas größer als die Niederlande sein. „Die Vergrößerung von Chiribiquete ist ein Meilenstein für den Erhalt des Amazonas und von globaler Bedeutung für den Waldschutz insgesamt“, sagt Roberto Maldonado, Südamerika-Referent beim WWF. „Der Nationalpark wird künftig direkt an Kolumbiens größte Entwaldungsfront angrenzen und weiterer Zerstörung so hoffentlich einen Riegel vorschieben. Wir sind froh und erleichtert, dass unsere langer Einsatz für die Erweiterung erfolgreich waren.“
Bereits am Sonntag wurde bekanntgegeben, dass das Welterbe-Komitee der Unesco Chiribiquete wegen seinem enormen ökologischen, kulturellen und sozialen Wert zum Weltnaturerbe ernennt. Der Nationalpark verbindet mit der Orinoco-Savanne, den Anden, dem Bergland von Guayana und dem Amazonas vier vollkommen unterschiedliche Ökosysteme. Die Region gilt außerdem als Schlüssel für das Überleben charismatischer und gefährdeter Arten wie Jaguar, Rosa-Flussdelfin, Tapir, verschiedener Papageienarten und Riesensalamander.
Neben seiner hohen Bedeutung für den Naturschutz ist Chiribiquete Heimat für viele indigene Völker, darunter auch solche, die in freiwilliger Isolation leben. Mit der Erweiterung werden die Gebiete zusätzlicher Völker vor der Zerstörung bewahrt, wie zum Beispiel von Gruppen der Uitoto, Carib und Arawak. Das indigene Erbe begründet auch den hohen kulturellen Wert des Gebiets: Es beherbergt mit 50 monumentalen Wandmalereien und über 70.000 verschiedenen Darstellungen den größten und ältesten archäologischen Bildkomplex im gesamten Amazonasregenwald, von denen einige über 20.000 Jahre alt sind.
Geologisch gesehen bildet Chiribiquete ein Fenster zum Ursprung der Erde und der kolumbianischen Geologie. Die außergewöhnliche Landschaft sticht unter anderem durch zahlreiche Felsenplateaus hervor, die aus feuchten Wäldern emporragen und eine Höhe von bis zu 900 Metern erreichen. Für die Indigenen gilt Chiribiquete als „das Ufer der Welt, wo die Welt beginnt und endet“.
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