Immer mehr Flüchtlinge aus Venezuela überqueren die brasilianische Grenze. Im Bundesstaat Estado de Roraima sind die Notleidenden inzwischen nicht mehr willkommen, Aggressionen gegen venezolanische Einwanderer sind allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Der bevölkerungsärmste der 27 Bundesstaaten von Brasilien zählt auch zu den ärmsten im größten Land Lateinamerikas. Bereits vor der venezolanischen Massenflucht kämpften die Bewohner von Pacaraima oder Boa Vista mit alltäglichen Problemen und fühlten sich oft von der Bundesregierung im fernen Brasília im Stich gelassen.
Der Exodus aus Venezuela hat dazu geführt, dass sich in der Region rund 30.000 Flüchtlinge niedergelassen haben. Die regionale Regierung ist überfordert, Gouverneurin Suely Campos hatte bereits vor Wochen den medizinischen Notstand in ihrem Bundesstaat ausgerufen. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Einheimischen und venezolanischen Flüchtlingen, im Mai hatte Präsident Michel Temer bereits ein Militärkontingent (800 Soldaten) in den Grenzstreifen verlegt.
Campos forderte immer wieder von der Zentralregierung die Grenze vorübergehend zu schließen. Nach den Vorfällen in Pacaraima sagte Präsident Michel Temer am Sonntag die Entsendung von insgesamt 120 Soldaten und medizinischen Hilfskräften zu. Nach erneuten Übergriffen auf Flüchtlinge aus Venezuela hat die Regierung des nordbrasilianischen Bundesstaates am Montag (20.) den Obersten Gerichtshof des Landes aufgefordert, den Strom venezolanischer Flüchtlinge zu stoppen. Campos argumentiert, dass der ungehinderte Zustrom die sozialen Dienste des Staates „überschwemmt“. Zudem wurde eine „gewaltige Zunahme von Kriminalität, Prostitution, Fremdenfeindlichkeit und Krankheiten“ registriert.
Update
Trotz der jüngsten Vorfälle hat der Strom von Flüchtlingen aus Venezuela am Montag (20.) einen neuen Rekord erreicht. Nach offiziellen Angaben der Behörden in Roirama haben am Montag rund 900 Venezolaner die Grenze überschritten, ein steiler Anstieg des Tagesdurchschnitts.
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