International Uranium Film Festival reist zum Siebten Mal von Rio de Janeiro nach Berlin

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Das Uranium Film Festival ist ein globales Projekt gegen das Vergessen (Foto: uraniumfilmfestival)
Datum: 18. September 2018
Uhrzeit: 00:23 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Von den Atomtestexplosionen im Pazifik bis zum atomaren Unfall in Fukushima. Radioaktivität ist unsichtbar, hat keinen Geschmack, keine Farbe, keinen Geruch. Visuelle Kunst & Poesie können diese unsichtbare Gefahr sichtbar machen. Das International Uranium Film Festival reist im Oktober 2018 zum siebten Mal von Rio de Janeiro nach Berlin. Vom 9. bis 14. Oktober bringt das in der Welt einmalige Filmfest mehr als 20 Filme aus 12 Ländern und mehrere Filmemacher aus den USA und Großbritannien nach Berlin. Drei Ausstellungen, mehrere Vorträge und eine Tanz-Performance des japanischen Bodypoeten Kazuma Glen Motomura runden das Programm im Zeiss-Großplanetarium, im Kino in der Kulturbrauerei sowie im COOP Anti-War Kunstbar Café ab.

Das International Uranium Film Festival wurde 2010 in Rio de Janeiro ins Leben gerufen und fand zum ersten Mal im Mai 2011 in Rio statt – etwa zwei Monate nach dem Atomunfall in Fukushima. „Seitdem haben wir rund 60 Uranium-filmfestivals in neun Ländern rund um den Globus organisiert und weit mehr als 200 Filme über Atomkraft oder Uranbergbau und radioaktive Risiken in rund 40 Städten gezeigt. Juni 2018 fand das Festival zum achten Mal in der Cinematheque des Museums für Moderne Kunst in Rio de Janeiro statt (Foto). In Berlin ist das Uranium Film Festival nun zum 7. Mal zu Gast. Danach reist das Festival im November zum zweiten Mal in den Südwesten der USA nach Window Rock und Santa Fe. All dies ist nur möglich dank freiwilliger Helfer und Partner vor Ort und individuellen Spenden“, sagt der Norbert G. Suchanek, Gründer und Co-Direktor des Uranium Film Festivals in Rio de Janeiro.

Das Filmprogramm in Berlin verbindet in diesem Jahr das Erbe der Atomtests auf den Marshallinseln mit dem strahlenden Hinterlassenschaften Manhatten-Atomprogramms in den USA und der Geschichte einer der ältesten Uranmine der Welt in Portugal, die den Kernbrennstoff für die ersten Atombomben der USA und Großbritanniens lieferte. Ein weiterer Fokus des Festivals 2018 ist der Schutz des Grand Canyons vor radioaktiver Verseuchung. „Diesem in der Welt einmaligen Naturdenkmal droht wieder der Uranbergbau, denn die Regierung Donald Trump plant das bestehende Moratorium zu kippen“, sagt Festivaldirektor Norbert G. Suchanek. Regisseur Justin Clifton kommt deshalb aus Arizona nach Berlin und zeigt seinen neuen Kurzfilm „Too Precious to Mine“ (Zu wertvoll für den Bergbau).

Sieben Filmemacher aus den USA, Großbritannien und Dänemark werden ihre Filme persönlich in Berlin vorstellen. Aus Iowa reist Nachwuchsregisseurin Brittany Prater nach Berlin. Ihr Film „Uranium Derby“ zeigt eine Seite des Manhatten-Atomprogramms, die lange Zeit im Geheimen lag. Nicht nur in der Wüste des amerikanischen Südwesten entwickelten die Atom- Forscher die Bombe. Tatsächlich gab es quer durch den USA Fabriken und Forschungseinrichtungen zur Atombombenproduktion, so auch in Brittany Praters, von Mais-Feldern umgebenen Heimatstadt in Iowa – die bis heute mit den radioaktiven Altlasten zu kämpfen hat.

Weiteres Highlight ist der poetische Kurzfilm „Anointed“ (Gesalbt) des Fotografen Dan Lin und der Poetin Kathy Jetnil-Kijiner von den Marshall-Inseln. „Dan Lin und die Poetin Kathy Jetnil-Kijiner verstehen es meisterhaft, Natur, Poesie und atomare Versuche zu vereinen. In ihrem ergreifenden Gedicht klagt Kathy Jetnil-Kijiner die Kernwaffentests der USA in den 1940er und 1950er Jahren und ihre katastrophalen Folgen für das Bikini-Atoll an“, schreibt der Berliner Filmkurator und Medienwissenschaftler Thomas Zandegiacomo Del Bel in seiner Filmempfehlung für das Uranium Film Festival. „Teils spricht Kathy ihr Gedicht als Voice-Over, teils steht sie vor der Kamera und wendet sich an den Betrachter. Sie fordert uns auf, hinzuschauen, wie das einstige Paradies, das vielen Menschen eine Heimat war, durch Menschenhand zerstört und für lange Zeit unbewohnbar wurde. So wortgewaltig wie das Gedicht, so ergreifend sind die filmischen Aufnahmen, die Dan Lin von Bikini gemacht hat. Seine Bilder verdeutlichen, wie aus dieser einst wunderschönen Insel ein gigantisches Grab aus Beton und Stahl wurde. Der Film und das Gedicht verdeutlichen eindrucksvoll, dass der einst paradiesische Lebensraum unwiederbringlich zerstört wurde.“

Der Berliner Schauspieler und Regisseur Timo Jacobs wiederum empfiehlt den Film „Dignity at a Monumental Scale“ (Würde in einer monumentalen Dimension): „Kelly Whalen portraitiert die Arbeiten des Strassenkünstlers Chip Thomas. Thomas portraitiert Bilder von Opfern des Uranbergbaus und zeigt diese Menschen meist von der schönsten Seite. Da Thomas auch als Arzt in der Region tätig war, hat er all diese Menschen kennenlernen dürfen, und die Folgeschäden des Uran Abbaus behandelt. Ich verstehe diesen Film als eine Liebeserklärung an die Menschen von Navajo. Dieser Film ist ein Aufruf gegen das Vergessen und gibt Hoffnung im Nebel des Verdrängens, auf eine Aufklärung, um klarer in gerechtere Zukunft blicken zu können.“

Filmemacher in Berlin:

BRITTANY PRATER (Uranium Derby), JUSTIN CLIFTON (Too Precious to Mine), TONY WEST (The Safe Site of the Fence), LISE AUTOGENA & JOSHUAS PORTWAY (Kuannersuit / Kvanefjeld), MIKEL IRIARTE (Freddy and Fuzmo Fix The World),
RAMSEY CAMERON (Einhundert Jahre Urgeiriça)

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