Ich schwing mich in den Sattel

Flechtsaettel

Datum: 03. Juni 2010
Uhrzeit: 09:25 Uhr
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Autor: Otto Hegnauer
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Noch kürzlich habe ich mir überlegt, ob ich mich auf einen Sattel oder ein Gartenhäuschen konzentrieren soll. Ein Gartenhäuschen würde eine dürftige Wohnstatt an meinem alten Ort in Gressier bedeuten, ein provisorisches Dach und vor allem einen wieder intakten Briefkasten. Aber ein Briefkasten für eine eher virtuelle Post ist nicht das Dringendste. Ein Sattel wäre da schon besser und etwa gleich teuer wie ein Gartenhäuschen, aber würde mir einen zumutbaren Sitz auf einem Reittier gestatten, und ein solches Vehikel, das hoffentlich überall auffindbar und mietbar ist, wäre wohl das gängigste in Trümmern, Morast und Gelände. Zu Fuss wäre noch besser, aber das ist für mich vorbei.

Also entscheide ich mich für den Sattel. In der Schweiz habe ich mal Steigbügel gekauft, da meine Füße zu breit geraten sind und in die Haiti-Steigbügel nicht passen. Nur, meine Gehwerkzeuge sind so angeschlagen wie die Straßen, und mit einem Steigbügel könnte ich wenigstens, glaube ich, aufsteigen. Aufsteigen aufs Pferd oder Muli – wie wir den Maultieren sagen, und ich brauche doch etwas zum Aufsteigen, aufs Pferd und auch sonst.

In Haiti, das sich die Karibikinsel Hispaniola mit der Dominikaniscen Republik teilt, gibt es geflochtene Strohsättel, schmerzende Sättel aus Holzbrettli, bloße Wolldecken oder überhaupt keine Sättel, das heißt Ritt auf nacktem Pferderücken. So reiten die Einheimischen. Ein europäischer Sattel aus Leder ist vierstellig teuer, wiegt über 10 kg und ist sperrig, ich werde mich andernorts darum bemühen. Wie so oft, hat mir wieder einmal ein Leser geholfen, genauer eine Leserin. Ich pflege bei Problemen immer zuerst meine Leser zu fragen, das hat sich bewährt. Ich fand eine Dame, die selbst Pferde und früher sogar einen Shop für Reiterbedarf besaß. Sie machte mich mit dem dominikanischen „Cowboy“, eigentlich müsste man sagen „Horseboy“ bekannt, der zieht Pferde auf, reitet sie ein usf., deeer Pferdespezialist auf der Insel. Er würde mir sogar Rosse besorgen, aber das gäbe zwar keine Trojaner-, aber Transport-, Quarantäne-, Einstallungs- und Unterhalts-Probleme.

Die nette Leserin empfiehlt mir einen möglichst alten, gebrauchten Western- oder Trekkingsattel, einen „silla de montar caballo“. Ein neuer sei eine Qual und gebe Schrunden, bis er eingeritten sei, und das habe ich ja nicht unbedingt nötig. Die sind dann geeignet für andauernde Ritte, und die Schrunden bleiben mir erspart. Ist doch gut so, was? Also, zuerst muss ich es ZU einem Sattel bringen. Dann aber AUF einen Sattel. Der Titel „Ich schwing mich in den Sattel“ ist wohl leicht übertrieben, wenn man das physisch und wörtlich versteht. Ich klettere eher mühsam dort hinauf, aber als alter Kameltreiber und -Reiter werde ich es doch wenigstens auf ein Maultier noch schaffen. Und im übrigen ist der Titel eher mental, und symbolisch gemeint.

Meine Bemühungen gelten also vorläufig der Suche nach einem „solchen Vehikel“, ich werde mich auch dazu wieder melden. Bis dann!

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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