Waldvogelgemeinschaft in Südamerika gefährdet

vogel

Entwicklung der Waldvogelgemeinschaft in Wäldern von hoher bis niedriger Holzdichte (adaptiert nach Bello et al. 2015)
Datum: 13. Februar 2019
Uhrzeit: 03:58 Uhr
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Autor: Redaktion
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Nur sieben Prozent der größten tropischen Trockenwälder Argentiniens weisen einen Gehölzbestand auf, der über der Grenze liegt, die für die Waldvogelgemeinschaft in den Trockenwäldern der Region Gran Chaco erforderlich ist. Eine von Wissenschaftlern der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) durchgeführte Studie verwendete dabei eine neuen Forschungsansatz, bei dem speziesbasierte (Felddatenerfassung der Vogelarten) und ökosystembasierte (satellitengestützte fortlaufende Kartierung des Gehölzbestandes) Daten verknüpft wurden, um Biodiversitätsstrukturen sowie Gefahren durch Veränderungen des Waldbewuchses besser zu verstehen. Die Studie zeigt, dass in der trockenen Region Grand Chaco nur wenige hochwertige Waldflächen für Vogelarten vorhanden sind. Ein großer Teil des Gebietes (68 Prozent) wies einen Gehölzbestand auf, bei dem ein zunehmender Rückgang der Waldvogelarten zu verzeichnen war. 25 Prozent des untersuchten Gebietes hatten nur einen Gehölzbestand, der unter der für die Waldvogelgemeinschaft notwendigen Grenze lag.

Leiter der Studie war Dr. Leandro Macchi vom Geographischen Institut der HU, der gegenwärtig beim Wissenschaftlichen und Technischen Forschungsrat Argentiniens (CONICET) tätig ist. Er untersuchte den Zusammenhang zwischen einem plötzlichen Rückgang der Waldvogelpopulation bei Unterschreitung bestimmter Grenzwerte des Gehölzbestandes. Dr. Macchi sagte dazu: „Die Region Gran Chaco ist auf Grund der zunehmender landwirtschaftlicher Flächen für die Produktion von Rindfleisch und Sojabohnen zu einem globaler Krisenherd in Bezug auf Abholzung geworden. Die Sojabohnen werden wiederum als Futter für Schweine, Hühner und Kühe, unter anderem in Europa und China, verwendet. Darüber hinaus wurden die verbleibenden Gebiete, die normalerweise als Wald eingeordnet werden, seit langer Zeit durch den Menschen genutzt, z.B. zur Holzgewinnung, Holzkohleproduktion (die ebenfalls nach Europa exportiert wurde), sowie der Viehwirtschaft für den Eigenbedarf, was zur Zerstörung des Urwaldes und dessen Wert als Lebensraum für Biodiversität führte.“

Die Studie zeigte Bereiche auf, in denen das Beenden der Entwaldung und Waldschädigung (z.B. indem der Wald nicht als Weidefläche genutzt wird) Möglichkeiten zum Erhalt der Waldvogelgemeinschaften bietet. Da nur in einem kleinen Teil des untersuchten Gebietes die kritischen Grenzwerte bisher überschritten wurden, sind noch Möglichkeiten vorhanden, weitere Schäden zu verhindern und den Bestand der Waldvogelgemeinschaften zu erhalten.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Waldweiden so wie gegenwärtig genutzt, Vogelgemeinschaften sehr nahe an kritische Grenzen bringen, was zum Verlust oder Rückgang vieler im Wald lebender Arten führt und daher die Nutzung des Waldes als Weide höchstwahrscheinlich weder belastbar noch nachhaltig ist. Waldweiden bei höherem Strauch- und Baumbestand (d.h. mehr als 38 Prozent Gesamtgehölzdichte) könnten zu einer stabilen Waldvogelgemeinschaft beitragen und wären daher eine vielversprechende ‚wildtierfreundliche‘ Bewirtschaftungsoption im Bereich der Landwirtschaft. Wichtig dabei ist auch, dass Fleischproduktion bekanntermaßen ein ineffizienter Weg zur Nutzung von Boden, Wasser und Ressourcen ist sowie eine wesentlicher Faktor bei der Veränderung von natürlichen Lebensräumen in sich entwickelnden Gebieten, wie im Gebiet Grand Chaco.

Die Studie basiert auf einem umfangreichen Datensatz zu 167 Vogelarten, der vom Instituto de Ecología Regional (Argentinien) zur Verfügung gestellt wurde, sowie auf Satellitendaten basierenden Karten des Gehölzbestandes, die von Wissenschaftlern des Conservation Biogeography Lab der HU Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Tobias Kümmerle erstellt wurden.

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