Crowdsourcing hilft bei Erdbebenüberwachung

beben

Die GEOFON-Zentrale in Potsdam: Hier laufen Erdbebeninformationen aus aller Welt zusammen und werden nach der Auswertung über das Internet veröffentlicht (Foto: Merlin Meister/GFZ)
Datum: 04. April 2019
Uhrzeit: 20:08 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Daten von Webservern und Twitter können helfen, Erdbeben rascher als bisher zu lokalisieren. Ein internationales Team von Forschenden unter Beteiligung des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ hat Daten aus bestehenden seismischen Überwachungsnetzwerken mit Zugriffszahlen auf bestimmte Webseiten, einer Smartphone-App und mit Twitterstatistiken in Echtzeit kombiniert. Damit wurde die Zeit bis zur Detektion und genauen Lokalisierung von durch Menschen verspürten Erdbeben deutlich reduziert.

Daten von Internetnutzenden können helfen, Erdbeben rascher als bisher zu lokalisieren. Möglichst schnelle und gesicherte Informationen sind im Fall eines Erdbebens von immenser Bedeutung: über den genauen Ort, die Tiefe des Bebenherdes und die Magnitude. Nur damit lassen sich eventuell katastrophale Folgen verlässlich abschätzen. Ein internationales Team von Forschenden hat jetzt eine Möglichkeit vorgestellt, die Daten aus bestehenden seismischen Überwachungsnetzwerken mit Zugriffszahlen auf bestimmte Webseiten, einer Smartphone-App und mit Twitterstatistiken in Echtzeit zu kombinieren. Damit kann die Zeit bis zur Detektion und genauen Lokalisierung von durch Menschen verspürten Erdbeben deutlich reduziert werden. Das Team berichtet darüber in der morgen online gehenden Ausgabe der Fachzeitschrift Science Advances.

Der globale Erdbeben-Monitoring-Dienst des Deutschen GeoForschungsZentrums, GEOFON, zählt zu den schnellsten weltweit. GEOFON betreibt ein Netzwerk mit rund hundert eigenen seismischen Stationen und bindet Daten weiterer Stationen von Partnerorganisationen in die Auswertung mit ein. Innerhalb von meist 3 bis 8 Minuten nach einem Erdbeben errechnet eine am GFZ entwickelte Software aus den Signalen der seismischen Stationen den Ort und die Stärke des Bebens.

Diese Informationen werden über das Internet sofort zur Verfügung gestellt und mit Partnerorganisationen geteilt, insbesondere mit dem European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) in Frankreich. Das EMSC macht Erdbebeninformationen in Echtzeit über seine Webseite, via Twitter und die Smartphone-App “LastQuake” verfügbar. Darüber hinaus ist das EMSC eine Anlaufstelle für Augenzeugen von Erdbeben, die dort z.B. Lageberichte, Fotos und Videos von Erdbebenfolgen teilen können.

Robert J. Steed, Amaya Fuenzalida und Remy Bossu vom European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) haben nun gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich, Deutschland und Ungarn eine neue Methode entwickelt, mit der mit Hilfe von aus Crowdsourcing gewonnenen Zusatzinformationen die Zeit bis zur Detektion verspürter Erdbeben auf 1 bis 3 Minuten reduziert werden kann. Nachdem sie ein Erdbeben wahrgenommen haben, versuchen viele Menschen sofort, sich hierüber im Internet zu informieren bzw. auszutauschen. Die plötzlich zunehmende Nachfrage nach Erdbebeninformationen, z.B. auf der Webseite des EMSC oder via Twitter, ermöglicht eine rasche erste Detektion und sowie eine ungefähre regionale Ortung. Werden diese vom EMSC gewonnenen Informationen mit seismischen Daten des GFZ kombiniert, ermöglicht dies eine deutlich schnellere Lokalisierung von Erdbeben als bisher. Neben Zugriffen auf Webseiten sucht das System das Wort “Erdbeben” in Tweets in 59 Sprachen.

Mit diesem Crowdsourcing-Ansatz wertete das Team mehr als 1500 Erdbeben in den Jahren 2016 und 2017 aus. Insgesamt verringerte sich die Zeit bis zur Detektion um durchschnittlich mehr als eine Minute im Vergleich zur alleinigen seismischen Auswertung.

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