Agrarimporte aus Brasilien befeuern Umweltzerstörung und Konflikte

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Konsumenten in Europa und anderen großen Märkten in der Welt müssen lernen, wie sie ihren Einfluss nutzen können, um sicherzustellen, dass die traditionellen Rechte indigener Bevölkerungen respektiert werden und Wälder erhalten bleiben (Foto: FUNAI)
Datum: 26. April 2019
Uhrzeit: 19:45 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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In einem offenen Brief an die Europäische Kommission fordern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der EU sowie indigene Gruppen Brasiliens, bei den laufenden Handelsverhandlungen mit Brasilien Umwelt- und Menschenrechtsaspekte zu berücksichtigen. Unter der derzeitigen Regierung Brasiliens sei das Pochen auf nachhaltigen Handel noch dringender geworden. Mit initiiert von Wissenschaftlern am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), wurde die Petition bisher von mehr als 600 Forschenden aus allen Ländern der Europäischen Union sowie von 300 indigenen Gruppen Brasiliens unterzeichnet.

In einem Artikel in der Zeitschrift Science, veröffentlicht am 25. April 2019, fassen die Leitautoren die Ziele der Petition zusammen und fordern rasches Handeln der europäischen Entscheidungsträger. Die Autorinnen und Autoren geben drei Empfehlungen ab, um die Europäische Kommission bei der Verbesserung der Nachhaltigkeitsstandards in Bezug auf Rohstoffimporte zu unterstützen. Neben der Achtung der Menschenrechte und der konsequenten Rückverfolgung von Agrarprodukten sollte insbesondere auch ein partizipativer Prozess eingeleitet werden, der Nachhaltigkeitskriterien gemeinsam mit indigenen Völkern, der Lokalbevölkerung, politischen Entscheidungsträgern und der Wissenschaft festlegt.

Die EU ist einer der weltweit führenden Importeure von Agrargütern. Zwischen 1990 und 2008 führten diese EU-Importe global zur Abholzung von Wäldern der Größe Portugals. Trotz der Bedeutung der brasilianischen Regenwälder für das Klima und die globale Artenvielfalt importierte die EU 2017 Sojabohnen im Wert von über zwei Milliarden Euro aus Brasilien, ohne zu prüfen, ob diese auf abgeholzten Flächen angebaut wurden oder mit Konflikten um die Rechte der Indigenen verbunden waren. Allein im Jahr 2011 war die Einfuhr von Rindfleisch und Soja aus Brasilien in die EU mit der Abholzung von Flächen der Größe von 300 Fußballfeldern pro Tag verknüpft.

„Brasilien beherbergt noch immer weitläufige Wälder und Savannen, die weltweit von herausragender Bedeutung sind“, erklärt Tobias Kümmerle, Professor für Biogeographie an der HU und Mitautor des Briefes. „Die Entwaldung bedroht viele Arten, die nur dort vorkommen, sie setzt große Mengen an Kohlendioxid frei, die zur globalen Erwärmung beitragen, und sie gefährdet die Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung“.

„Wir wollen, dass die EU aufhört, Entwaldung zu importieren, und stattdessen weltweit führend im Bereich des nachhaltigen Handels wird“, sagte die Leitautorin Dr. Laura Kehoe, die am Geographischen Institut der HU promoviert hat und heute an der Universität Oxford dazu forscht, wie Fleischkonsum zur Abholzung von Regenwäldern beiträgt: „Wir schützen Wälder und Menschenrechte zu Hause, warum haben wir bei Importen andere Regeln?“

„Europa ist mitschuldig an den Verbrechen, die im Namen der landwirtschaftlichen Produktion begangen werden“, erklärt Sônia Guajajara, Leiterin einer Organisation, die mehr als 300 brasilianische indigene Gruppen vertritt, und das Schreiben mit unterzeichnet hat, „Konsumenten in Europa und anderen großen Märkten in der Welt müssen lernen, wie sie ihren Einfluss nutzen können, um sicherzustellen, dass die traditionellen Rechte indigener Bevölkerungen respektiert werden und Wälder erhalten bleiben“.

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