Rund 170 Millionen Kinder müssen weltweit arbeiten gehen. Der Internationale Tag gegen Kinderarbeit, der von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 2002 ins Leben gerufen wurde und jedes Jahr am 12. Juni stattfindet, schafft ein kritisches Bewusstsein für diese Ausbeutung von Kindern. Daten des Brasilianischen Instituts für Geographie und Statistik (IBGE) für 2016 belegen, dass im größten Land Lateinamerikas 2,4 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 5 und 17 Jahren arbeiten. Schwarze und gemischtrassige Jugendliche machen 66,2 Prozent der gesamten Gruppe aus, die als „Kinderarbeiter“ definiert wurde. „Trabalho infantil“ ist von Kindern zu Erwerbszwecken verrichtete Arbeit. Die Sonderorganisation der Vereinten Nationen definiert die Obergrenze für Kinderarbeit unter normalen Umständen als 15 Jahre (Mindestalter-Konvention 138). Obwohl Konvention 138 nur von etwa einem Viertel der ILO-Mitgliedsstaaten ratifiziert wurde, ist diese Definition international anerkannt.
Bezogen auf das wirtschaftliche Profil von Familien mit Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 5 und 17 Jahren verfügen 49,83 Prozent dieser Gruppe über ein monatliches Pro-Kopf-Einkommen von weniger als der Hälfte des Mindestlohns (998 Reais/1 Real = 4.364 Euro). „Kinderarbeit setzt Kinder und Jugendliche vielen Risiken von Unfällen, Verstümmelungen, Krankheiten und Tod in einer Zeit der Entwicklung aus, die große Sorgfalt, Schutz und Aufmerksamkeit erfordert“, warnt die Exekutivsekretärin des Nationalen Forums zur Verhütung und Beseitigung von Kinderarbeit (FNPETI), Isa Oliveira. Trotz des in den letzten Jahren verzeichneten Rückgangs ist das Szenario der Kinderarbeit in Brasilien nach wie vor besorgniserregend – insbesondere in der Altersgruppe zwischen 14 und 17 Jahren.
Kinder und Jugendliche in Kinderarbeitssituationen sind hauptsächlich in der Landwirtschaft, Viehzucht, Handel, Haushalten, Straßen und Zivilbau beschäftigt. Im Jahr 2016 arbeiteten 76,3 Prozent dieser Gruppe im Alter von 5 bis 17 Jahren im nichtlandwirtschaftlichen Sektor, die restlichen 23,7 Prozent übten Tätigkeiten in der Landwirtschaft aus. Die Regionen Nordost und Südost verzeichneten mit 33 bzw. 28,8 Prozent der 2,4 Millionen erwerbstätigen Mädchen und Jungen die höchste Auslastung. Bereiche in absoluten Zahlen: Sao Paulo (314.000), Minas Gerais (298.000), Bahia (252.000) Maranhao (147.000), Pará (193.000), Paraná (144.000) und Rio Grande do Sul (151.000).
Nach Angaben des Informationssystems des Gesundheitsministeriums (Sinan) verzeichnete Brasilien zwischen 2007 und 2018 insgesamt 43.777 Arbeitsunfälle mit Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen fünf und 17 Jahren. Im gleichen Zeitraum verloren 261 Mädchen und Jungen bei der Arbeit ihr Leben. Die brasilianische Verfassung besagt, dass Arbeit erst ab dem 16. Lebensjahr erlaubt ist, solange sie sich nicht unter ungesunden, gefährlichen Bedingungen oder in der Nacht erfolgt. In solchen Fällen sind diese Tätigkeiten bis zum 18. Lebensjahr strengstens verboten. Ab dem 14. Lebensjahr ist ein spezieller Arbeitsvertrag als Lehrling zulässig, mit dem Ziel, jungen Menschen eine schulfreundliche Berufsausbildung anzubieten. Die brasilianische Regierung hat im vergangenen Jahr den dritten Nationalen Plan zur Verhütung und Beseitigung von Kinderarbeit mit Maßnahmen in den Jahren 2019 bis 2022 aufgelegt. Der Plan ist ein Instrument, um der Verpflichtung Brasiliens nachzukommen, bis 2025 alle Formen von Kinderarbeit zu beseitigen.
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