Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni weist MISEREOR auf die weiterhin ansteigenden Zahlen von Geflüchteten und Vertriebenen weltweit hin und fordert größere Anstrengungen von Europa und weiteren Industrienationen, auf diese Entwicklung zu reagieren. Laut dem „Internal Displacement Monitoring Centre“ der Vereinten Nationen (IDMC) wurden allein im Jahr 2018 28 Millionen Menschen durch Konflikte neu zur Flucht in andere Regionen oder Länder gezwungen. In übergroßer Mehrzahl handelt es sich dabei nach wie vor um Binnenvertriebene. Sie erhalten noch weniger Schutz als andere Gruppen und sind zugleich oftmals die Bedürftigsten und Verletzlichsten.
Diese Menschen kommen nicht in großer Zahl in Europa oder in Deutschland an. Hier reden wir ja inzwischen von der Flüchtlingskrise in der Vergangenheitsform, nach dem Motto: aus den Augen, aus dem Sinn. Die humanitären Krisen nehmen anderswo jedoch weiterhin zu“, erklärt MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon. „Die Zahl unserer Hilfsprojekte für Geflüchtete steigt kontinuierlich an. Wir können daher unsere Augen vor den weiterhin großen Flüchtlingsbewegungen und dem immer repressiveren Umgang mit Geflüchteten gar nicht verschließen“, so Bröckelmann-Simon.
In Zentral- und Ostafrika – etwa in Somalia, dem Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo wie auch weiterhin im Nahen Osten – sind im letzten Jahr Millionen Menschen durch Konflikte neu vertrieben worden. In Asien sind zunehmend Menschen durch Klimafolgen betroffen. Sie werden durch vermehrte Wirbelstürme oder Überschwemmungen obdachlos und damit zur Flucht gezwungen. Aus Zentralamerika und vermehrt aus Venezuela machen sich ebenso Menschen auf den Weg – häufig aufgrund der extrem hohen Gewaltsituation und Menschenrechtsverletzungen.
Transit- und Aufnahmestaaten reagierten zunehmend mit Abschottung und Grenzschutzmaßnahmen, ohne eine Prüfung des Schutzanspruchs der Menschen. „Sie versuchen die Flüchten-den durch repressive Maßnahmen oder durch extrem schlechte Versorgung in andere Länder zu drängen. Familien werden dadurch getrennt und Menschen campieren ohne jegliche Unterstützung unter unwürdigen Bedingungen“, so Bröckelmann-Simon. In vielen Fällen seien Menschenrechtsverletzungen, Gewalt und Übergriffe gegen Betroffene dokumentiert. Mittlerweile nehme sogar die Gewalt gegen Hilfsorganisationen zu, die sich für Betroffene stark machen.
„Die Bundesregierung muss sich daher konsequent der Umsetzung des Globalen Paktes für Flüchtlinge widmen“, fordert Bröckelmann-Simon. „Der Pakt stellt klar, dass Menschenwürde und Menschenrechte für alle überall gelten. Es ist unerträglich, dass weiterhin Menschen im Mittelmeer und in den Weiten der Sahara sterben müssen. Wie kann es sein, dass die einzige Rettung für Schiffbrüchige im Mittelmeer mit europäischem Segen derzeit darin besteht, dass sie nach Libyen zurückgebracht werden, wo sie Bürgerkrieg, Gefängnis und Folter erwarten? Auch Rückführungen in Krisen- und Kriegsgebiete wie Afghanistan oder Syrien verbieten sich angesichts der anhaltenden Gefahrenlage dort“, so der MISEREOR-Geschäftsführer.
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