Bereits vor Monaten gab die brasilianische Regierung bekannt, den USA ihren Weltraumbahnhof „Centro de Lançamento de Alcântara“ (CLA) in der Nähe der Kleinstadt Alcântara im Norden des Bundesstaates Maranhão zur Verfügung stellen zu wollen. Anlässlich der Veranstaltung ‚Brazil Day in Washington‘ unterzeichnete der brasilianische Präsident Jair Messias Bolsonaro ein Abkommen zur Nutzung der Einrichtung durch die USA. Nach seinen Worten können von der Alcântara-Basis in Maranhão „US-Satelliten zu friedlichen/kommerziellen Zwecken“ starten. Die Vereinbarung beinhaltet eine „technologische Absicherung“ in der festgelegt wird, dass nur von den US-Behörden benannte Personen Zugang zur Bereichen erhalten, die US-amerikanische Technologie verwenden. Die Vereinigten Staaten beherrschen achtzig Prozent des Weltraummarktes und befürchten Spionage. Auf der anderen Seite erhält Brasilien eine Zahlung für die Nutzung der Fläche. Die brasilianische Regierung plant die Unterzeichnung ähnlicher Abkommen mit anderen Ländern wie Japan und Indien. Das neue und am 18. März dieses Jahres von Präsident Jair Messias Bolsonaro formalisierte Projekt ermöglicht eine Erweiterung der Basis, die die gesamte Küstenregion von Alcântara mit 12.645 Hektar einnehmen würde, was 8.978 Fußballfeldern entspricht. Betroffen von den Erweiterungsmaßnahmen sind die „Quilombolas“ aus der Region, die in mehreren Wohnsiedlungen leben.
Als Quilombo bezeichnete man zur Zeit der portugiesischen Herrschaft eine Niederlassung geflohener schwarzer Sklaven in Brasilien. Die Einwohner der Quilombos bzw. deren Nachkommen werden „Quilombolas“ genannt. Die Anzahl ihrer Territorien ist nicht genau bekannt, in Alcântara leben etwa 792 Familien. Geht es nach den Plänen der Regierung, müssten sie ihr Territorium verlassen und der Zugang zum Meer wäre für die Anwohner eingeschränkt. Der Vorschlag, über den der Nationale Kongress abstimmen muss um zuzustimmen, würde mehr als 150 Gemeinden im gesamten Gebiet betreffen. Wenn die Familien aus den Gebieten vertrieben werden, siedeln sie sich in den sogenannten Agrovilas an, die von den Quilombolas als „negativ“ beschrieben werden. Der Landstrich ist zehn Kilometer vom Meer entfernt, unfruchtbar und für die Entwicklung wirtschaftlicher Aktivitäten unzureichend. Einige der Folgen dieser Vertreibung währen ein Anstieg der Armut, der Abbau der Gemeinschaftsbeziehungen und die Abschwächung der kulturellen Manifestationen in der Region.
Update, 5. September
Die Abgeordnetenkammer hat am Mittwochabend (4.) Ortszeit die Dringlichkeit gebilligt, den Vertragstext der Alcântara-Basis in Maranhão zu prüfen. Der Text wurde im März in Washington von der brasilianischen Regierung und den Vereinigten Staaten unterzeichnet. Das geplante Abkommen „Acordo de Salvaguardas Tecnológicas“ (AST) erlaubt den USA und anderen Nationen, Satelliten vom „Centro de Lançamento de Alcântara“ (CLA) in Maranhão aus zu starten. Es wurde von den Ministern für Wissenschaft, Technologie, Innovation und Kommunikation, Marcos Pontes, und für auswärtige Angelegenheiten, Ernestou Araújo, unterzeichnet.
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